BTS: Eine Boyband als Taktgeber des Kunstbetriebs
Bei den MTV European Music Awards räumte die Koreanische Boyband BTS wie berichtet in der Nacht zum Montag die meisten Preise ab. Dass eine Gruppe mit einer sehr jungen Fangemeinde parallel zu ihrer Popkarriere im globalen Kunstbetrieb mitmischt, ist zumindest ungewöhnlich - doch eben dies taten die Koreaner, als sie mit "Connect: BTS" im Frühjahr eine Reihe von Ausstellungen, Installationen und Performances finanzierten.
BTS sei als Band immer für Vielfalt und Originalität gestanden, das globale Kunstprojekt solle ein Zeichen der Verbundenheit sein, eine "kollektive Erfahrung, die vielleicht der Beginn einer neuen Kommunikation zwischen Musik, Kunst und Menschen sein wird", heißt es auf der Website des Projekts etwas hochtrabend.
Mäzenatentum ist bei Großverdienern in der Liga von BTS - sie nahmen laut "Forbes" trotz eines Covid-bedingten Tourausfalls im ersten Halbjahr 2020 50 Millionen US-$ ein und waren 2019 mit 170 Millionen US-$ Toureinnahmen der bestverdiendende Live-Act nach Metallica - nichts Ungewöhnliches. Viele Popstars behalten aber den Image- und Distinktionsgewinn, der mit Kunstsammlungen einhergeht, eher für sich.
Mäzenatentum aus Korea
Bei den allesamt öffentlichen, bei freiem Eintritt zugänglichen Projekten der Reihe "Connect: BTS" waren nun aber hoch angesehene Künstler mit an Bord, die Projekte fanden in fünf Städten teils in etablierten Institutionen, teils im öffentlichen Raum statt.
Den Anfang machte der Däne Jakob Kudsk Steensen, der in der Londoner "Serpentine Gallery" ein hochauflösendes Video-Environment einer betörenden "künstlichen Natur" installierte.
Im Berliner Gropiusbau setzten sich mehrere Künstler und Künstlerinnen in einer Performancereihe namens "Rituals of Care" mit Möglichkeiten des Zusammenkommens auseinander - veranstaltet wurden etwa Tänze um imaginäre Lagerfeuer.
In Buenos Aires engagierten BTS den Künstler Tomás Saraceno, der für seine Projekte mit fliegenden Objekten, für die er teils recycelte Plastiksäcke verwendet, bekannt ist.
In ihrer Heimatstadt Seoul präsentierte Connect:BTS Rauminstallationen von Yiyun Kiang und Ann Veronica Janssens.
Die letzte "Station" des globalen Projekts bildete der britische Bildhauer Sir Antony Gormley, der in Brooklyn/New York eine raumfüllende Skulptur aus Metallschleifen installierte.
Die Projekte endeten mit Ende März, kurz bevor die Covid-Pandemie die Welt in Schockstarre versetzte. Zeichen globaler Verbundenheit sind seitdem nötiger denn je - auch wenn die Reisetätigkeit des Publikums, sowohl im Kunst- wie im Popsektor, radikal eingeschränkt ist.
Doch auch im Bereich der Übersiedlung in digitale Formate treiben BTS die Experimente voran - und entdeckten dabei das Format einer "virtuellen" Kunstausstellung. In "Map of the Soul One", einem Virtual-Reality-Rundgang, die noch bis Donnerstag (12.11., 12 Uhr MEZ) kostenpflichtig besucht werden kann, steht aber weniger die zeitgenössische Kunst als die Welt der K-Pop-Stars im Mittelpunkt.
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