Ranking sieht Ibrahim Mahama als einflussreichste Person der Kunstwelt

Ranking sieht Ibrahim Mahama als einflussreichste Person der Kunstwelt
Der ghanaische Künstler und Aktivist war eben erst mit einer Installation in der Kunsthalle Wien präsent.

Man muss sich die internationale Kunstwelt heute als ein Archipel vorstellen. Auf jeder Insel herrschen eigene Gesetze, überall findet man eigene Gesellschaftsformen. Manchmal werden die Inseln von autoritären Herrschern geführt, manchmal von Weisenräten, selten demokratisch. Manche Inseln treiben miteinander Handel, andere nicht. Aber fast alle ziehen einmal im Jahr eine Flagge hoch und veröffentlichen ein Kunstranking. 

Der in Ghana geborene Ibrahim Mahama ist nach Einschätzung des britischen Kunstmagazins „ArtReview“ derzeit die einflussreichste Figur der internationalen Kunstszene: Das in London erscheinende Magazin setzte den 38-Jährigen an die Spitze der jährlichen Liste „Power100“. Das Magazin lässt Mitglieder einer Jury einschätzen, wen sie für besonders entscheidend in der Kunstwelt halten. 

Kunsthalle Wien Ibrahim Mahama

Postkolonialismus und Ölreichtum

Traditionell hat das Magazin dabei in den letzten Jahren nichtwestliche Positionen und Stimmen der postkolonialen  Diskurses favorisiert. So wenig alte westliche Helden da mitzureden haben (der in deutschen Rankings zuletzt an die Spitze gesetzte Gerhard Richter ist etwa unter den Top 100 nirgends zu erblicken, österreichische Kulturschaffende sowieso nicht), so sehr nimmt die "Art Review"-Jury den neuen Geldadel wahr: Im vergangenen Jahr hatte die emiratische Kuratorin Hoor Al-Qasimi die Liste angeführt, diesmal landete sie auf Platz drei. Auf dem zweiten Platz steht Vorsitzende der katarischen Museumsbehörde, Sheikha al-Mayassa bint Hamad bin Khalifa Al Thani. Der saudische Prinz Badr bin Abdullah Al Saud steht auf Platz 21. 

Das Wiener Kunstpublikum konnte den neuen "Machthaber" Ibrahim Mahama zuletzt in einer großen Ausstellung in der Kunsthalle Wien erleben: Dort realisierte er eine eindrucksvolle Installation aus ausrangierten Eisenbahnteilen und Schüsseln. Die Objekte stellten eine Verbindung zu der in Ghana geleisteten körperlichen Arbeit, obsolet gewordenen Handelsrouten - und in der Folge zu der systemischen Ausbeutung des Landes her. 

In der Wiener Ausstellung wurde auch deutlich, dass Mahama stark mit den Ressourcen seines Herkunftsortes arbeitet - und als Betreiber eines riesigen Ateliers Menschen in Ghana Arbeit gibt. Die Verkäufe seiner Kunstwerke reinvestiert Mahama in lokale Infrastruktur, er verbindet die elitäre Kunstwelt mit deren Peripherie. Diesen Umstand würdigte auch die "Art Review"-Jury.  

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