Persönliche Erfahrungen
„Ich bin in Oklahoma aufgewachsen im ländlichen Süden der USA“, erklärt er im KURIER-Gespräch. „Als Schwarze hatten meine Eltern dort intensive Probleme mit Rassismus. Deshalb haben sie mich und meine Geschwister auf das Leben vorbereitet, indem sie uns all die Horrorgeschichten davon erzählt haben, was ihnen passiert ist. Das hat mir wirklich arg Angst gemacht. Und ich habe auch als Kleinkind schon gespürt: Die weißen Kinder sehen dich anders an, und viele Dinge, die Weiße machen, kann ich nicht machen.“ Weil Rassismus dort immer noch ein Problem ist, entwickelte Strange seine eigene, recht eigenwillige Strategie, mit der Angst umzugehen: Er schaute Horror-Filme. „Das war Kinder-Logik. Aber ich dachte: ,Ich werde diese Angst nie überwinden, also muss ich besser damit umgehen. Ich trainiere mich darauf, diese Film mit allen schrecklichen Szenen bis zum Ende anzuschauen, dass ich mich daran gewöhne, Angst zu haben.’ Denn ich wusste, wenn ich rausgehe, darf ich keine Angst zeigen.“
Auf der Bühne stand er schon mit sieben Jahren – als Operettensänger. „Meine Mutter war Opernsängerin“, erinnert er sich. „Sie hat in Oklahoma Operetten-Camps für Kinder organisiert, wo wir dabei waren.“
Themen der Songs
Thematisch sind die Songs auf „Horror“ auch von der Liebe geprägt. In „Sober“ beschreibt er das Gefühl, in einer Beziehung so unsicher zu sein, dass man zur Flasche greift, und in „Doomsday Buttercup“ und „Lie 95“ die Sehnsucht nach einer liebenden Person und die Angst vor Einsamkeit.
In „17“ erinnert sich Strange an dieses Alter zurück und wundert sich, dass er – wie damals – auch heute noch immer wieder vor Situationen steht, in denen er nicht weiß, wie das Leben weitergeht und er sich den Herausforderungen nicht gewachsen fühlt.
Politisches Intermezzo
Als Strange – parallel zur Arbeit an seinen ersten Alben – nach Washington zog, um in der Kommunikationsabteilung von Präsident Barack Obama zu arbeiten, sah er sich zwar den Aufgaben gewachsen, kam aber nicht mit der Gesinnung seiner Arbeitskollegen zurecht: „Ich habe Obama bewundert. Er war der Erste, den ich wählen konnte, als ich 18 geworden bin. Ich hätte nie gedacht, dass ich in einer seiner Behörden arbeiten würde. Sechs Monate lang war ich total stolz darauf.“
Auf lange Sicht wollte er aber intensiver an seiner Musik arbeiten. Und: „Ich war in diesem politischen Umfeld von Menschen umgeben, die dachten, sie seinen schlau genug, um die Welt zu retten. Sie waren extrem ambitioniert, häufig aus sehr reichen Familien, hatten all diese grandiosen Ideen, wie man globale Probleme lösen könnte. Ich sagte dann immer: ,Gut, aber was ist mit den Armen hier in Washington?`“
Diese politische Seite von Stranges Leben fließt nicht in das Album ein: „In ,Horror’geht es darum, wie man an sich selbst arbeitet und sich seinen Ängsten stellt, um ein besserer Mensch zu werden. Wenn sich alle darauf konzentrieren würden, wenn die Leute schauen würden, was mit ihren Nachbarn passiert, um im kleinen Umkreis zu helfen, kann die Welt auch besser werden.“
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