Bartees Stranges neues Album "Horror": Angst als Antriebskraft

Bartees Stranges neues Album "Horror": Angst als Antriebskraft
Im Gespräch zu seinem neuen Album "Horror" erzählt der US-Musiker Bartees Strange, wie er sich in seiner Kindheit mit schaurigen Filmen für das Grauen der Wirklichkeit abhärtete

„Horror“ hat  Bartees Strange sein viertes Album genannt. Darin erzählt der Musiker, der Funk, Jazz,  Hip-Hop, Country und  Hardcore mischt, aber  keine erfundenen Horrorgeschichten, sondern beschreibt, wie er die in der Jugend aufgebauten Ängste  verarbeitet hat und immer noch daran arbeitet, sie zu überwinden.

Persönliche Erfahrungen 

„Ich bin in Oklahoma aufgewachsen im ländlichen Süden der USA“, erklärt er im KURIER-Gespräch. „Als Schwarze  hatten meine Eltern  dort intensive Probleme mit Rassismus. Deshalb haben sie mich und meine Geschwister auf das Leben vorbereitet, indem sie uns all die Horrorgeschichten davon erzählt haben, was ihnen passiert ist. Das hat mir  wirklich arg Angst gemacht. Und ich habe auch  als Kleinkind schon gespürt: Die weißen Kinder sehen dich anders an, und viele Dinge, die Weiße machen, kann ich nicht machen.“ Weil Rassismus dort immer noch ein Problem ist, entwickelte Strange seine eigene, recht eigenwillige Strategie, mit der Angst umzugehen: Er schaute Horror-Filme. „Das war Kinder-Logik. Aber ich dachte: ,Ich werde diese Angst nie überwinden, also muss ich besser damit umgehen. Ich trainiere mich darauf,  diese Film  mit allen schrecklichen Szenen bis zum Ende anzuschauen, dass ich mich daran gewöhne, Angst zu haben.’ Denn ich wusste, wenn ich rausgehe, darf ich keine Angst zeigen.“


Auf der Bühne stand er schon  mit sieben Jahren –  als Operettensänger. „Meine Mutter war Opernsängerin“, erinnert er sich. „Sie hat in Oklahoma Operetten-Camps für Kinder  organisiert, wo wir dabei waren.“

Themen der Songs

Thematisch sind die Songs  auf „Horror“ auch von der Liebe geprägt. In „Sober“ beschreibt er  das Gefühl, in einer Beziehung so unsicher zu sein, dass man zur Flasche greift, und  in „Doomsday Buttercup“ und „Lie 95“ die Sehnsucht nach einer liebenden Person und die Angst vor  Einsamkeit.
In  „17“ erinnert  sich Strange an dieses Alter zurück und wundert sich, dass er   – wie damals –   auch heute  noch  immer wieder vor Situationen steht, in denen er nicht weiß, wie das Leben weitergeht und er sich den Herausforderungen nicht gewachsen fühlt.

Politisches Intermezzo 

Als Strange  – parallel zur Arbeit an seinen ersten  Alben –    nach Washington zog, um in der Kommunikationsabteilung von  Präsident Barack Obama zu arbeiten, sah er sich zwar den Aufgaben gewachsen,  kam aber nicht  mit der Gesinnung seiner Arbeitskollegen  zurecht: „Ich habe Obama bewundert. Er war der Erste, den ich wählen konnte, als ich 18  geworden bin. Ich hätte nie gedacht, dass ich  in einer seiner Behörden arbeiten würde. Sechs Monate lang war ich  total stolz darauf.“
Auf lange Sicht wollte  er aber  intensiver an seiner Musik arbeiten. Und: „Ich war in diesem politischen Umfeld von Menschen umgeben, die dachten, sie seinen  schlau genug, um die Welt zu retten. Sie waren extrem ambitioniert,  häufig aus sehr reichen Familien,  hatten all diese  grandiosen Ideen,  wie man globale Probleme lösen könnte. Ich sagte dann immer: ,Gut, aber was ist mit den Armen hier in Washington?`“

Diese politische Seite von Stranges Leben fließt nicht in das Album ein: „In ,Horror’geht es darum, wie man an sich selbst arbeitet und sich seinen  Ängsten stellt,  um ein besserer Mensch zu werden. Wenn sich alle darauf konzentrieren würden, wenn die Leute schauen würden, was mit ihren Nachbarn passiert, um im  kleinen Umkreis zu helfen, kann  die Welt auch  besser  werden.“

 

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