Bank Austria Kunstforum schließt, Leiterin plant "Kunstforum 2.0"

Das Kunstforum der Bank Austria an der Freyung in Wien schließt für immer seine Pforten.
Das Bank Austria Kunstforum auf der Wiener Freyung wird mit Ende August schließen. Die geplante Ausstellung der Performancekünstlerin Marina Abramović, die im Herbst im Kunstforum hätte laufen sollen, wird in der Albertina modern stattfinden und dort am 9. Oktober - eine Woche später als im Kunstforum geplant - eröffnen.
Der Trägerverein der Institution soll nach Willen der langjährigen Leiterin Ingried Brugger allerdings bestehen bleiben, wie es bei einer Pressekonferenz am Mittwoch hieß: Die Kulturmanagerin erklärte, sie plane ein neues Projekt an einem anderen Ort: "Wenn es gelingt, dann wird es hinreißend", sagte sie. Details gab sie mit Hinweis auf laufende Gespräche aber nicht preis.
Mit der Schließung des Kunstforums auf der Freyung zahlreiche Personen, darunter Teilzeitkräfte und freie Mitarbeiter, ihren Arbeitsplatz. In Vollzeitäquivalenten gerechnet, beschäftigt die Institution 25 Personen.
Brugger hatte seit der überraschenden Ankündigung der Bank Austria im Dezember 2024, wonach die Neuordnung der Sponsoringaktivitäten den Erhalt des Kunstforums nicht mehr vorsahen, energetisch für das Überleben der Institution gekämpft und prominente Unterstützer und Unterstützerinnen gewonnen. Sie fürchtete unter anderem hohe Ausfallszahlungen, falls die großen Ausstellungen kurzfristig abgesagt werden mussten.
Abramovic in der Albertina modern
Für die im Herbst geplante Ausstellung der Performance-Ikone Marina Abramović, die zuvor schon in der Royal Academy London, dem Stedelijk Museum Amsterdam und dem Kunsthaus Zürich gastierte, ist diese Gefahr nun gebannt: Die Albertina Modern stellt ihre Räumlichkeiten dafür zur Verfügung und verschiebt ihre für den Herbst geplante Ausstellung über den populären Künstler KAWS auf 2026. Die Bank Austria, die auch als Sponsor der Albertina agiert, unterstützt die Austragung der Ausstellung. Exakte Summen nannte Wolfgang Schilk, Vorstandsmitglied der Bank Austria und des Kunstforum-Trägervereins, auf Nachfrage nicht - die Unterstützung werde sich aus den Förderungen, die die Bank für beide Institutionen eingeplant hatte, zusammensetzen.
Schilk bekräftigte einmal mehr das Kulturengagement der Bank und erklärte, die Einstellung des Kunstforum-Betriebs sei "keine Sparmaßnahme" - man engagiere sich in zahlreichen Projekten wie einem von André Heller geplanten Park. Das Budget solle aber bei der Kultur landen und "nicht durch Miet- und Erhaltungskosten aufgezehrt" werden.
Die Vorgeschichte
Mit dem früheren Eigentümer der Immobilie, René Benkos "Signa Prime Selection AG", hatte die Institution immer nur jahresweise Mietverträge abgeschlossen, der letzte derartige Vertrag lief Ende 2024 aus. Die Mietkosten - den kolportierten Betrag von 2 bis 2,5 Millionen Euro wollte Schilk auf Nachfrage nicht bestätigen - erstattete Signa in Form eines Sponsorings auf anderem Wege zurück. Mit der Signa-Pleite brach - zusätzlich zur Neuorientierung der Bank Austria-Sponsoringaktivitäten - auch dieses Konstrukt weg. Im Jänner 2025 ging die Immobilie in das Eigentum der JR Investment GmbH des oberösterreichischen Industriellen Josef Rainer über.
Zuletzt hatten Brugger und ihre Unterstützer erreicht, dass zumindest die Austragung der Ausstellung des Fotografen Anton Corbijn möglich wurde. Sie läuft noch bis zum 29. Juni, im Untergeschoß (Tresor) ist eine Präsentation der Künstlerin Anneliese Schrenk zu sehen. Die letzte Ausstellung auf der Freyung wird die Jubiläumsschau „MENSCH BERLIN“ der Stiftung Kunstforum Berliner Volksbank sein, die ab 9. Juli 2025 präsentiert wird.
Die Zukunftsoptionen
Für einen längerfristigen Bestand der Institution auf der Freyung hätte der gegenwärtige Eigentümer dem Kunstforum massiv entgegenkommen müssen - oder dieses hätte die Mietkosten auf anderem Wege aufzubringen. In dieser Hinsicht war aber keine Lösung zu erzielen, die Mietkosten seien eher höher als niedriger geworden, wie Schilk andeutete - nicht ohne zu betonen, dass die Vorstellungen des Eigentümers "vollumfänglich zu respektieren" seien.
Damit bleibt die Frage, ob es Brugger gelingt, das Kunstforum mit der bestehenden Trägerstruktur, aber neuen Inhalten an einem neuen Ort wieder auferstehen zu lassen. Das Board des Kunstforums forderte in einem offenen Brief auch die Unterstützung der Bank für ein solches Folgeprojekt ein: "Wir erinnern in diesem Zusammenhang an die Zusage einer „Kulturmillion“ des finanziell äußerst erfolgreichen Bankhauses", heißt es in dem Schreiben. Eine verbindliche Zusage gab es vor versammelten Medienvertretern am Mittwoch freilich nicht.
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