Balanceakte gegen die Ungerechtigkeit im Museum der Moderne

Balanceakte gegen die Ungerechtigkeit im Museum der Moderne
Eine Werkschau von Yinka Shonibare CBE und „The World Is White No Longer“ liefern Anschauungsmaterial zur Auflösung kolonialer Weltbilder

Man kann sich „kulturelle Aneignung“ als Straße vorstellen. Der Verkehr läuft darauf immer in zwei Richtungen, aber nicht im selben Ausmaß: Die dominanten Akteure – meist weiß – exportieren auf mehrspurig dahinrollenden Lastern allerlei Rohstoffe (Mode, Musik, ehemals „primitiv“ genannte Kunst) und verleiben sie der eigenen Kultur ein (Ethno-Chic, Rock ’n’ Roll, Picasso-Gemälde). Im gegenwärtigen Diskurs (Stichworte: „Postkolonialismus“, „Identitätspolitik“) hat der Begriff daher einen schlechten Ruf.

Der britisch-nigerianische Künstler Yinka Shonibare CBE, dem das Museum der Moderne (MdM) am Salzburger Mönchsberg bis 12. 9. eine große Werkschau ausrichtet, ist dagegen seit gut 30 Jahren auf der Gegenfahrbahn unterwegs. Und er hat großen Anteil daran, dass diese verbreitert und ausgebaut wurde – ohne dass er dabei den Verkehr in beide Richtungen blockieren oder grundsätzlich infrage stellen würde.

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