"Avatar: Fire and Ash": Ein halbes Leben auf dem Filmset - Die junge Generation

AVATAR: FIRE AND ASH
Die neue Generation auf Pandora wächst zwischen Kampfschauplätzen auf. Die Jungschauspieler Trinity Bliss, Jack Champion und Bailey Bass haben ihre halbe Kindheit auf dem Filmset verbracht.

„Avatar“ war immer schon eine Filmreihe der Superlative. Kein Wunder: Ihr Regisseur James Cameron hatte sich bereits 1998, als sein Schiffsuntergang „Titanic“ insgesamt elf Oscars kassierte, selbst zum „König der Welt“ ausgerufen. Mit „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ (2009) setzte Cameron neue Maßstäbe. Mit innovativer Kinotechnologie startete er einen 3-D-Hype, der das Publikum in die blaue Welt von Pandora eintauchen ließ‚ allerdings nicht übermäßig lang an hielt. Nichtsdestotrotz spielte „Avatar“ weltweit rund 2,9 Milliarden Dollar ein und gilt (ohne Einberechnung der Inflation)als bislang erfolgreichster Film aller Zeiten. Dreizehn Jahre später setzte der Kanadier mit „Avatar: The Way of Water“ fort und lukrierte immerhin 2,3 Milliarden Dollar. Damit liegt das Sequel auf Platz drei hinter „Avengers: Endgame“.

Ob mit „Avatar: Fire and Ash“ (derzeit im Kino) die Erfolgskurve abflacht, wird sich zeigen; der Kritikerspiegel liegt mit 69 % auf dem Bewertungsaggregator Rotten Tomatoes im Vergleich zu den Vorgängerfilmen auf dem Tiefststand. Die eingeschworene Original-Avatar-Fangemeinde wird sich dadurch aber voraussichtlich wenig beeindrucken lassen und dem Franchise die Treue halten – zumal auch schon deren Kinder für Nachwuchs im Kinopublikum sorgen.

Trinity Bliss.

Trinity Bliss als Tuk: Kindheit als Erinnerung an den Krieg.

Die nächste Generation

Apropos Nachwuchs: Die Kinderdarsteller in der Reihe haben seit Beginn der Dreharbeiten von „Avatar: The Way of Water“ praktisch ihr halbes Leben auf dem Filmset verbracht. Trinity Bliss, zum Beispiel: Sie spielt Tuktirey, genannt Tuk, das jüngste Mitglied der Familie von Ex-Marine Sully und seiner Frau Neytiri, und war sieben Jahre alt, als die Dreharbeiten 2017 zu „Way of Water“ begannen.

Heute ist die amerikanische Darstellerin immerhin schon 16: „Das Capturing-Training zur Vorbereitung meiner Rolle (gemeint ist ein Prozess, bei der Gestik und Mimik der Schauspieler mithilfe von Punkten auf Gesicht und Anzug in ein Computer-Modell übertragen wird, Anm.)dauerte zwei Jahre und war eine ganz besondere Zeit in meinem Leben“, erzählt Trinity Bliss begeistert im KURIER–Gespräch: „Ich kann gar nicht glauben, wie lange meine Reise mit ,Avatar’ bereits andauert. Und ich hoffe, sie geht weiter.“

Die Chancen stehen gut: Mit „Fire and Ash“ ist die Reihe in der Mitte angekommen, Teil vier und fünf stehen noch aus und sind für die Jahre 2029 und 2031 geplant. Sollten die Einspielergebnisse weiterhin stimmen, steht noch ein langer Weg bevor.

Jack Champion.

Jack Champion  als „Spider“: Halb Na’vi, halb Außenseiter.

Auch Jack Champion, Jahrgang 2004, ist schon lange mit dabei. Er war zu Drehbeginn 13 Jahre alt und verkörpert Spider, den Sohn des bösen US-Soldaten Miles Quaritch. Zugleich ist er der Adoptivsohn von Jake Sully und lebt bei den Na’vis, muss allerdings eine Sauerstoffmaske tragen, weil er als Mensch auf Pandora nicht atmen kann: „Dass er nicht gänzlich zu den Na’vis gehört, steht ihm mit seiner Maske praktisch ins Gesicht geschrieben“, sinniert Jack Champion über seine Rolle: „Ich habe ihn immer als jemanden gespielt, dessen Na’vi-Seele in einem menschlichen Körper wohnt.“

Das Pendeln zwischen Filmset und normalem Leben fiel ihm anfänglich leicht, erinnert sich Champion: „In den ersten zwei Jahren kam ich während der Dreharbeiten immer nur für höchstens einen Monat nach Hause und hatte Spaß mit Familie und Freunden. Aber als ich während der Pandemie vom Dreh in Neuseeland nach Hause kam und dort nur noch im Pyjama herumhing und Highschool-Unterricht online hatte, da viel mir das Eingewöhnen in mein normales Leben doch sehr schwer.“

Feuer und Krieg

Mit „Avatar: Fire and Ash“ hat Cameron – nach Wasser in „The Way of Water“ – mit Feuer ein neues Element eingeführt, dass durch eine bösartige Kriegerin in schwarz-roter Kriegsbemalung vertreten ist.

Varang, gespielt von Charlie-Chaplin-Enkelin Oona Chaplin, ist eine Abtrünnige aus dem Volk der Na’vi und macht als blutrünstige Anführerin der Ash People gemeinsame Sache mit dem fiesen Quadritch, der nach seinem Tod in einen Na’vi-Körper geschlüpft ist.

Tatsächlich zeichnet sich „Avatar: Fire and Ash“ durch eine verstärkte Hinwendung zu Krieg und Militarismus aus. Sully, und sogar seine einst so friedliebende Frau Neytiri, greifen entschlossen zur Feuerwaffe und schwören Rache. Eine atemlose Reihe von Schlachten ist die Folge, geführt zwischen den verfeindeten Na’vi-Stämmen und den Sky People, sprich: Menschen, die Pandora weiterhin kolonisieren wollen.

„Wenn Tuk einmal erwachsen ist, werden ein Großteil ihrer Kindheitserinnerungen die Erinnerungen an den Krieg sein“, so Trinity Bliss nachdenklich: „Seit sie sechs Jahre alt ist, herrscht Krieg. Er ist eine Konstante in ihrem Leben. Sie ist ein richtiges Kind des Krieges und muss immer in Angst um ihre Familie und Freunde leben. Gleichzeitig versucht sie, positiv zu bleiben und als Person zu wachsen. Sie möchte für andere da sein und für ihre eigenen Überzeugungen einstehen.“

Auch Bailey Bass – mit 22 Jahren die „älteste“ in der Runde – muss sich als Tsireya, Tochter von Ronal und Tonowari aus dem Stamm der Metkayina – emanzipieren, und beginnt eine zarte Romanze mit Lo’ak, dem Bruder von Tuk: „Sie muss sich gegen ihre Eltern, die sie sehr respektiert, durchsetzen“, erklärt Bailey Bass: „Und ja, der Film handelt von Krieg. Aber ich glaube, dass sich trotzdem sehr viele Familien – Eltern und Kinder – mit den Problemen, von denen ,Avatar’ erzählt, auf vielen Ebenen identifizieren können. Und seien es auch nur die kleinen Reibereien, die wir alle aus unserem eigenen Leben kennen. Das empfinde ich auch als das besonders Schöne an einem Film von James Cameron: Er richtet sich an alle Familien, egal, was sie für Erfahren gemacht haben.“

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