Glanzlichter bei Massenauflauf: Große Caravaggio-Ausstellung in Rom

Eine Frau mit Heiligenschein hält ein Schwert, neben ihr ein Rad.
Die Ausstellung über den italienischen Meister konzentriert sich auf das Wesentliche, seine Kunst, und zeichnet den Weg des rebellischen Malers nach.

Wer Caravaggio in Rom sehen will, kommt zu spät. Die aktuelle Ausstellung im Palazzo Barberini ist ausverkauft – jeder Timeslot bis zum 6. Juli vergeben. Dementsprechend ist dort einiges los, was den Kunstgenuss einschränkt. Denn hat man es einmal in die Nähe des berühmten „Narciso“ („Narziss“) geschafft, gilt es, standfest zu sein, ansonsten wird man einfach von anderen Besuchern mit ihren Smartphones im Anschlag und den Headset in den Ohren umgelaufen. Ein klarer, länger Blick auf die Werke geht sich dabei selten aus.

Und doch lohnt sich der Besuch. Denn die Schau versammelt 24 Gemälde von Michelangelo Merisi da Caravaggio (1571–1610), genannt Caravaggio – mehr als ein Drittel seines überlieferten Œuvres. Möglich wird das durch hochkarätige Leihgaben aus den USA und einigen Ländern Europas.

Ein Gemälde von Caravaggio zeigt Narziss, der sein Spiegelbild im Wasser betrachtet.

Zu den ausgestellten Werken gehört auch „Ecce Homo“, eine Darstellung des leidenden Jesus Christus mit einer Dornenkrone, die 2021 in Spanien wiederentdeckt wurde, nachdem sie im 19. Jahrhundert verschollen war. Zu sehen ist auch das Porträt von Maffeo Barberini (1568–1644), des späteren Papstes Urban VIII. Dieses Bild wurde erst kürzlich erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. 

Diese Arbeit steht stellvertretend für das, was Maler in dieser Epoche malen mussten, um Geld zu verdienen – sie mussten es sich mit der Kirche, dem Adel gutstellen. Geistliche Bilder, Auftragsporträts – damit konnte man überleben. Das war auch bei Caravaggio so. Aber wenn er den Pinsel schwang, dann gab es keine üppigen, barocken Goldverzierungen, wie sie damals üblich bzw. gern gesehen waren.

Kein Heiliger

Konzipiert wurde die Ausstellung im Rahmen des Heiligen Jahres, doch sie ist weit mehr als religiöser Pflichttermin. Caravaggio malte keine Heiligen im Glanz der Unberührtheit. Stattdessen: gelebte Körper, schmutzige Füße, Erdfarben statt Gold. Er inszeniert das Göttliche im Irdischen – und das Menschliche im Moment größter Spannung. Seine Hell-Dunkel-Malerei hat die Kunstwelt revolutioniert. Das Spiel mit Licht und Schatten wird bei ihm zum existenziellen Prinzip. Ein zentrales Werk der Ausstellung ist „Die Gefangennahme Christi (1602), eine Leihgabe aus Dublin. Der Moment des Verrats: Judas küsst Jesus, ein Soldat greift zu. Johannes flieht, sein roter Umhang betont die Dramatik.

Das Gemälde „Judith enthauptet Holofernes“ von Caravaggio zeigt Judith mit einem Schwert in der Hand, wie sie Holofernes enthauptet.

Erstmals vereint sind auch zwei Porträts seines einflussreichen Gönners Maffeo Barberini, des späteren Papstes Urban VIII. Zudem ist „Ecce Homo“ zu sehen, ein lange verschollenes Bild, das 2021 in Spanien wiederentdeckt wurde. Hinzu kommen drei biblische Historienbilder mit ein und derselben Protagonistin. Modell stand dafür die Prostituierte Fillide Melandroni. Einmal ist sie eine ins Gespräch versunkene Maria Magdalena, dann wird aus ihr eine einsame Heilige, Katharina von Alexandrien. Und dann ist sie auch noch im Gemälde „Judith und Holofernes“ zu sehen, wo sie den Diktator köpft.

Früher Tod

Sein letztes vollendetes Werk (Caravaggio starb im Alter von 38 Jahren), das „Martyrium der Ursula“, beschließt die Ausstellung. Ein Bild, das wie viele seiner Werke von jener Schwelle zwischen Leben und Tod erzählt, an der Caravaggios Kunst besonders stark wird.

Für alle, die keine Tickets mehr bekommen haben, gibt es Trost: Einigen seiner Arbeiten kann man auch außerhalb von Ausstellungsräumen begegnen. In Rom allein sind sechs seiner Bilder in drei Kirchen öffentlich zugänglich. Und auch in Neapel kann man Caravaggio begegnen, jenseits des Ausstellungstrubels.

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