Auktionshaus Sotheby's schließt Standort in Wien

Zusammenfassung
Der Wiener Standort des Auktionsriesen wird infolge eines rigorosen Sparkurses eingestellt. Er war Basis für zahlreiche Deals, die weltweit Furore machten
Am Dienstag war im Palais Wilczek in der Wiener Herrengasse noch eine Vorauswahl der Objekte aus dem Besitz von Udo Jürgens zu sehen, die wie berichtet Ende des Monats in Köln versteigert werden. Doch mit Ende Februar wird das Auktionshaus Sotheby’s seine Wiener Niederlassung schließen. Eine entsprechende Meldung des Standard wurde der APA von der Leiterin Andrea Jungmann, die das Büro in der Bundeshauptstadt seit 2001 führt, bestätigt. Im Februar stehe man Kunden noch nach Vereinbarung zur Verfügung, heißt es demnach.
Sotheby’s hatte zuletzt mit schlagzeilenträchtigen Auktionen von seiner Krise abgelenkt: Das Haus versteigerte Promi-Nachlässe – vor den Besitztümern Udo Jürgens’ waren 2023 jene von Freddie Mercury unter den Hammer gekommen – und zog 2024 mit dem Verkauf von Maurizio Cattelans „Comedian“ (auch bekannt als „die an die Wand geklebte Banane“) um 6,2 Millionen US-Dollar weltweit Aufmerksamkeit auf sich.
Doch im Hintergrund schwächelte der internationale Kunstmarkt infolge der Inflation und der immer größeren Schwierigkeit der Auktionshäuser, an echte Meisterwerke heranzukommen.
Während diese Probleme alle Player betreffen, verstrickte sich Sotheby’s in schlechte Entscheidungen: Der Milliardär Patrick Drahi, der das Unternehmen 2019 auf Pump gekauft hatte, ging riskante Investments ein und kaufte u. a. um kolportierte 100 Millionen US-$ das ehemalige Gebäude des Whitney Museum in New York. Parallel schöpfte der Eigentümer Dividenden ab. Im Herbst berichtete das Wall Street Journal, dass sich die Schulden von Sotheby’s seit der Übernahme durch Drahi auf 1,8 Milliarden US-$ verdoppelt hätten.
Drehscheibe
Die Wiener Niederlassung des Auktionshauses wurde 1981 eröffnet und bis 2000 von der späteren Belvedere-Chefin Agnes Husslein-Arco, heute Leiterin der Heidi Horten Collection, geführt.

Nicht nur für den Aufbau der Kunstsammlung der Milliardärin war die Wiener Dependance eine wichtige (und für Sotheby's lukrative) Zweigstelle: Geschäfte mit Meisterwerken der Wiener Moderne (Klimt, Schiele...), die infolge von Restitutionen oder privaten Vergleichen auf den internationalen Markt kamen und dort um Millionen die Besitzer wechseln, wurden hier arrangiert.
Andrea Jungmann, seit 1989 bei Sotheby's und ab 2001 Managing Director für Sotheby's Österreich und Ungarn, erarbeitete sich durch ihren Umgang mit diesen oft heiklen Fällen einen ausgezeichneten Ruf. Über ihre persönliche Zukunft könne sie derzeit keine Auskunft geben, so Jungmann zur APA. Laut Standard will Sotheby's Österreich ebenso wie Ungarn und Polen künftig von München aus betreuen.
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