Berlinale: Untersuchung nach einseitiger Israel-Kritik bei Verleihung

Berlinale: Untersuchung nach einseitiger Israel-Kritik bei Verleihung
Während der Berlinale-Preisverleihung äußerten mehrere Filmschaffende Israel-Kritik. Die Hamas-Massaker erwähnten sie nicht.

Die Berlinale hat sich von einem israelfeindlichen Instagram-Beitrag zum Nahost-Konflikt distanziert, der zuvor auf einem Konto der Berlinale-Reihe veröffentlicht worden ist. "Diese Posts stammen nicht vom Festival und repräsentieren nicht die Haltung der Berlinale", teilte die Berlinale Sonntagabend in ihrer Instagram-Story mit. "Wir haben sie sofort gelöscht und eine Untersuchung angestoßen, wie es zu diesem Vorfall kommen konnte." Zuvor gab es Kritik an der Preisverleihung, bei der Israel angeprangert wurde, aber nicht die Taten der Hamas.

Deutschlands Kulturstaatsministerin Claudia Roth kündigte eine Untersuchung an. Die Statements seien „erschreckend einseitig und von einem tiefgehenden Israel-Hass geprägt“ gewesen, sagte Roth. „Es ist nicht akzeptabel, wenn an einem solchen Abend von den internationalen Filmschaffenden nicht der bestialische Terrorangriff der Hamas auf über tausend friedlich lebende und auch bei einem Festival feiernde Menschen und deren grausame Ermordung angesprochen wird und auch kein Wort zu den noch mehr als 130 Geiseln verloren wird, die immer noch in der Gewalt der Hamas sind.“ Auch die menschenverachtende Strategie der Hamas, die für das Leid der Zivilbevölkerung im Gaza mitverantwortlich ist, sei nicht benannt worden.

Das Filmfestival kündigte an, wegen der Instagram-Posts eine Strafanzeige gegen Unbekannt zu erstatten. Auf X kursierten am Sonntag Screenshots von dem Konto der Panorama-Sektion der Berlinale. Auf einem Foto war der Slogan "Free Palestine - From the River to the Sea" ("Freies Palästina - vom Fluss bis zum Meer") zu sehen. Mit dem Satz ist gemeint, es solle ein freies Palästina geben auf einem Gebiet vom Fluss Jordan bis zum Mittelmeer - dort, wo sich jetzt Israel befindet.

"Antisemitische und antiisraelische Rhetorik" 

Während der Berlinale-Preisverleihung Samstagabend hatten mehrere Filmschaffende sich in einer Weise zum Gazakrieg geäußert, die für Kritik sorgte. Auffällig war nach Ansicht von Kritikern vor allem, dass die Beteiligten einseitig Vorwürfe gegen Israel äußerten, ohne das Massaker der Hamas vom 7. Oktober 2023 zu erwähnen.

„Antisemitische und israelfeindliche Äußerungen“ seien mit tosendem Applaus bedacht worden, schrieb Botschafter Ron Prosor im Portal X (früher Twitter). „Es scheint, dass die Lektion aus der Documenta nicht begriffen wurde. Unter dem Deckmantel der Rede- und Kunstfreiheit wird antisemitische und antiisraelische Rhetorik zelebriert.“

„Die Äußerungen von Preisträgerinnen und Preisträger sind unabhängige individuelle Meinungen. Sie geben in keiner Form die Haltung des Festivals wieder“, sagte eine Berlinale-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur. „Solange sie sich innerhalb der gesetzlichen Grenzen bewegen, müssen wir sie akzeptieren.“ Die Berlinale habe Verständnis dafür, dass die Äußerungen einiger Preisträgerinnen und Preisträger „als zu einseitig empfunden wurden“ - wies aber auch darauf hin, dass Meinungsäußerungen bei Kulturveranstaltungen nicht grundsätzlich verhindert werden könnten und sollten.

Aufforderung an die Hamas, Geiseln freizulassen

Lediglich die Co-Chefin der Berlinale, Mariette Rissenbeek, hatte bei der Gala am Samstagabend andere Töne angeschlagen: „Wir fordern Hamas auf, die Geiseln umgehend freizulassen und wir fordern Israel dazu auf, alles erdenklich Mögliche zu tun, um die Zivilbevölkerung in Gaza zu schützen und dafür zu sorgen, dass dauerhaft Frieden in der Region wiederkehren kann.“

Der Zentralrat der Juden wies auf X (ehemals Twitter) am Sonntagabend darauf hin, dass bei der Berlinale „schon wieder eine der wichtigsten Kulturveranstaltungen in Deutschland für ideologische Hetze gegen Israel und Juden missbraucht“ wurde. Damit spielt der Zentralrat wohl auf die vergangene documenta fifteen im Jahr 2022 an, die vom Umgang mit als antisemitisch kritisierter Kunst überschattet wurde.

Die deutsche Kulturszene rolle roten Teppich „ausschließlich für Künstler“ aus, die sich für „Israels Delegitimierung“ einsetzen, schrieb Prosor in seinem Tweet und forderte: „Ihr Schweigen, sogenannte 'Kultur-Elite', ist ohrenbetäubend! Es ist an der Zeit, Ihre Stimme zu erheben und dieser grotesken Scharade eine Absage zu erteilen. Handeln Sie jetzt, oder seien Sie für immer Teil dieses beschämenden Erbes.“

Kommentare