Anna Ternheim tritt mit Songs auf, die noch nicht fertig sind

Man kann den Text vergessen oder technische Probleme haben. Bei einem Konzert kann so viel schief gehen. Aber das macht es so spannend.“
Anna Ternheim steigert diese Spannung bei ihrem Wien-Konzert am 26. September im Theater Akzent bewusst um ein Vielfaches: Auf der „Premonitions“-Tour wird sie neben Klassikern aus ihrem Repertoire auch einige Songideen mitbringen, die sie noch gar nicht fertig ausgearbeitet hat.
„Das ist genau der spielerische Ansatz, mit dem ich das Songschreiben begann“, erklärt die 47-Jährige im Gespräch mit dem KURIER. „Da hast du sofort Feedback, weißt sofort, worauf die Leute ansprechen und was eher an ihnen vorbei driftet. Dadurch wachsen die Songs ganz anders, als wenn ich alleine im Studio daran arbeite. Ich hatte das nur bei meinem ersten Album. Danach habe die Songs geschrieben, veröffentlicht und bin danach mit ihnen auf Tour gegangen.“
Lustig
Als die Schwedin im Frühjahr mit dem „Premonitions“-Tour-Konzept in Deutschland unterwegs war, war das für sie genauso „nervenaufreibend wie lustig“. Vor allem aber ist es für Sie die Rückkehr zu einer instinktiven Art, Songs zu schreiben.
„Auf der Bühne muss ich performen, immer weiterspielen und singen“, sagt sie. „Da kann ich nicht mitten im Song aufhören und mache deshalb genau das, was mir intuitiv in den Sinn kommt. Beim Schreiben zu Hause, kann ich unterbrechen, Fehler ausbessern und überlegen, was gut und was schlecht ist. Da bin ich dann aber mehr im Kopf als beim Instinkt.“
Ebenfalls am Programm des Wien-Konzertes stehen ein paar Songs aus ihrem Anfang des Jahres erschienenen schwedischen Album „Psalmer från sjunde himlen“ (Deutsch: „Hymnen aus dem siebenten Himmel“). Dabei mischt Ternheim in die verträumte Melancholie ihrer früheren Songs eine gute Dosis Pop und „Helligkeit“.
Morgenarbeit
„Das liegt einerseits daran, dass ich dafür mit Joakim Berg zusammengearbeitet habe, der mit der Rockband Kent bekannt geworden ist“, erklärt sie. „Vor allem aber daran, dass ich Mutter geworden bin. Deshalb stehe ich jetzt früh auf und schreibe Songs um sieben Uhr morgens, während ich das früher in der Nacht gemacht habe.“
Außerdem ist Ternheim von New York, wo sie mehr als zehn Jahre gelebt hatte, nach Schweden zurück gezogen. All das passierte in der Zeit rund um Corona – der perfekte Zeitpunkt, das lange geplante schwedische Album aufzunehmen.
„Kurz nach Corona hat es Sinn gemacht, nur lokal zu arbeiten. Da konnte ich meinen Sohn, der damals gerade ein Jahr alt war, sogar zu manchen kleineren Konzerten mitnehmen. Ich liebe New York immer noch sehr. Aber jetzt habe ich Familie und ganz andere Prioritäten. Und ich wollte auch wieder bei meinen Eltern, den Schwester, den Onkeln und Tanten sein. New York läuft mir nicht davon. Es ist nur sieben Flugstunden entfernt, und ich bin sehr glücklich hier in Schweden.“
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