"Alles was glänzt": Der hohle Berg ist eine Scheibe mit Schlund

Zumindest eine coole Performance: „Alles was glänzt“
Im schrägen Musical „Horses“ – derzeit im Werk X Petersplatz – machen sich eine Reiterin und ihr genesenes Pferd nach dem Ausritt einen schönen Nachmittag: Sie lesen unter anderem „Alles was glänzt“. Just zur gleichen Zeit kann man im Kosmos Theater eine Dramatisierung von Marie Gamillschegs Debütroman sehen. Zufall? Nicht ganz. Denn Sara Ostertag, die Regisseurin, fungiert im Team von „Horses“ als „Outside Eye“. Ein amüsanter Hinweis also.
In „Alles was glänzt“ erzählt die Grazer Autorin, Jahrgang 1992, in einer klaren Sprache von unheimlichen Ereignissen in einer recht verlassenen Kleinstadt am Fuße eines von Stollen zersetzen, geradezu ausgehöhlten Berges, der in sich zusammenzustürzen droht. Ausgangspunkt ist der Tod von Martin, der immerzu vor der Zerstörung durch den Erzabbau gewarnt hat: Risse ziehen sich nicht nur durch das Gestein, sondern auch durch die Gemeinschaft.
Im Auftrag des Kollektivs Makemake erstellte Gamillscheg eine „Theaterfassung“, die sich auf vier Figuren, darunter die Espresso-Betreiberin Susa, den Regionalmanager Merih und den alten Bergmann Wenisch konzentriert. Der Text bleibt aber Erzählung. Und die Umsetzung ist wenig erhellend: Da Nora Jacobs, Aline-Sarah Kunisch, Michèle Rohrbach und Dolores Winkler mikrofonverstärkt unter riesigen Steinkopfmasken sprechen, gelingt die Zuordnung nicht.
Als Performance aber, packend untermalt von Clara Luzia und Catharina Priemer-Humpel, fasziniert der 70-minütige Abend über weite Strecken: Die vier Akteurinnen turnen behände, von farbenfrohen Videos bestrahlt, auf einer mächtigen Scheibe (mit Schlund) aus Pressspanplatten von Nanna Neudeck.
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