Über den Sommer fand die Rückübersiedelung statt. Und im Herbst begann das neue Studienjahr. In der Zwischenzeit dürfte man herausgefunden haben, wie man sich zum Prachtpalast verhalten soll: mit Achtlosigkeit.
Am Wochenende lud die Kunstakademie zum traditionellen Rundgang ein. Er bot wieder die Möglichkeit, die Arbeiten der Studierenden zu besichtigen. Doch ins Auge sprangen nicht nur die Bilder von Alberto Cappai und Fabian Jankoschek oder die Votivherzen-Assemblage von Sophia Davislim, sondern auch Akte von Vandalismus. Natürlich: Wo gehobelt wird, fallen Späne. Doch in etlichen Klassen sehen die Parkettböden so aus, als ob es nie eine Sanierung gegeben hätte.
Laut Eva Blimlinger, ehemalige Rektorin und nun Kultursprecherin der Grünen, sei vor Beginn der Renovierung überlegt worden, Böden zu verlegen, die sich leicht reinigen lassen. Aber das Bundesdenkmalamt hätte im Sinne des Denkmalschutzes auf die Parketten bestanden. Ihrem Tratschpartner fiel jedoch auf, dass es in einer Klasse einen schonenden Plastikboden gibt. Blimlinger sieht ihn als eine Möglichkeit, andererseits zeigt sie Verständnis: „Es sind einfach Maler:innenböden – wie in vielen Ateliers. Passt schon.“ Auch ihr Nachfolger bleibt gelassen: Er spricht von „Experimentierräumen“. Dass es im Bereich der Malerei Farbflecken gibt: „Das war absehbar.“
Doch es gibt auch andere „Eingriffe“ in die historische Substanz: Löcher im marmorierten Mauerwerk, Abschürfungen der künstlich gemaserten Holztüren und so weiter. Laut Rektor Hartle handle es sich dabei um Umzugsschäden. Fand die Übersiedelung nicht schon vor einem halben Jahr statt? Das allgemeine Niveau der Generalsanierung und der hohe Anspruch des Denkmalschutzes verunmögliche ein schnelles Handeln, da die Wände und Oberflächen spezielle Farbaufträge, historische Muster, illusionistische Optik erfordern: Ein unmittelbares Übermalen, das den Eindruck sauberer Wände erweckt und Nachahmung verringern soll, sei nicht möglich.
Aber: „Ein guter Umgang mit dem Gebäude ist uns sehr wichtig“, beteuert Hartle. „Wenn Vandalismus vorkommen sollte, so ist das sehr schmerzhaft – auch für die Universitätsleitung. Jedem Fall wird nachgegangen und auch als solcher geahndet.“
Ähnlich sieht man es im Bildungsministerium: Ein bewusstes Herbeiführen von Schäden sei „selbstverständlich abzulehnen“, die Arbeitsräume jedoch würden „als Ort des künstlerischen Experimentierens verwendet“ und seien auch als solche vorgesehen. Ihr Tratschpartner, der sich gut an die Mahnungen seiner Eltern erinnern kann, fragt sich trotzdem: Könnten die Meistermaler nicht Packpapier ausbreiten, bevor man genialisch um sich spritzt?
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