Jubel wie im Stadion
Auf dem Programm: Giuseppe Verdis „Aida“ in einer Inszenierung von Damiano Michieletto (die ursprüngliche Premiere war im Mai), dirigiert von Daniele Rustioni und in einer fabelhaften Besetzung. Aber dazu später. Zunächst nur zur Einordnung: Die Aufführung wurde im Rahmen der alljährlichen „Oper für alle“-Aktion live auf den Max-Joseph-Platz vor dem Theater übertragen, gut 10.000 Besucher feierten ein Volksfest nach bayerischer Art – und am Ende wurde gejubelt, als hätte der FC Bayern ein Champions-League-Spiel gewonnen. Gibt es leider nicht, so etwas in der Art in Wien.
Im Theater selbst war ebenfalls die Champions League zu erleben, und was auch hier erstaunte, war der grenzenlose Zuspruch trotz einer radikal heutigen Regie.
Michieletto zeigt „Aida“ als Kriegsdrama (was es ja definitiv ist), in einer Optik, die an den Ukrainekrieg gemahnt. Keine Tempel, schon gar keine Elefanten sind zu sehen, alles spielt sich in einer zerbombten Turnhalle ab, und mit dem Heldenmythos wird hart abgerechnet. Beim Triumphmarsch kommen (echte) Versehrte auf die Bühne, die vom König Medaillen bekommen, mit diesen aber nichts anzufangen wissen. Das ist, alles in allem, eine der besten „Aida“-Inszenierungen seit langer Zeit (von jener in der Wiener Staatsoper reden wir lieber nicht).
Daniele Rustionis Lesart am Pult des fabelhaften Bayerischen Staatsorchesters entspricht der Verweigerung des Heldentums auf der Bühne. Die zarten Momente überwiegen, dennoch gibt es genügend Kraft und vor allem einen phänomenalen Klang.
Die Besetzung wird von der famosen Elena Stikhina als Aida angeführt – mit prachtvoller Höhe, schönem Timbre und viel Ausdruckskraft. Riccardo Massi ist ein erstklassiger Radamès, mit Italianità, beeindruckender Höhe und viel Power. Judi Kutasi ist eine mächtige Amneris, Alexander Köpeczi ein stimmlich nobler Ramfis und George Petean ein fast lyrischer, leidender Amonasro.
Was zeigt, dass man nicht immer Superstars braucht für einen grandiosen Opernabend. Jedenfalls zählt die Münchner Oper weiterhin zur Weltspitze, auch unter Intendant Serge Dorny.
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