Zusammenhalt

Der Neid wäre vom Aussterben bedroht und der verloren gegangene Reibungsverlust als Gewinn zu verbuchen.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Kaum kommt die Politik wieder ins Politisieren, gibt sie Geräusche von sich, die aufhorchen lassen. Etwa das Quietschen, wenn der neue Sozialminister punkto Polarisieren eine Vollbremsung hinlegt. Gerade Sozialthemen eignen sich ja hervorragend, Neid zu schüren und Menschen gegeneinander aufzubringen. Das Sozialministerium soll jetzt aber „ein Ministerium für Zusammenhalt“ werden. Sprich: Die Menschen sollen erkennen, dass es ihnen nicht schlechter geht, wenn’s einem anderen besser geht und umgekehrt. Würde man dieses Prinzip ausweiten, wäre dem Neid bald die Existenzgrundlage entzogen.

Zusammenhalt statt Faust geballt? Wohin kämen wir, wenn keiner mehr Arbeitnehmer gegen Arbeitgeber ausspielt? Arbeithabende gegen Arbeitsuchende, Alte gegen Junge, Pflegebedürftige gegen Gesunde, Eltern gegen Kinderlose, Gläubige gegen Andersgläubige – und umgekehrt? Der Neid wäre vom Aussterben bedroht und der verloren gegangene Reibungsverlust als Gewinn zu verbuchen. Denn das Gegenteil von Neid ist Gunst. Nutzen wir also die Gunst der Stunde.

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