Weg vom Schirm

Weg vom Schirm
Dies ist keine TV-Kritik, sondern eine des Handyzwangs. Wer Verzicht predigt, soll sich aber auch nicht selbst überhöhen
Michael Huber

Michael Huber

Wissen Sie, was Kunst ist? Es ist die seltene Gelegenheit, Ihr Handy auszumachen!“ Das sagte Ilija Trojanow, als seine Eröffnungsrede bei den Salzburger Festspielen wohl von einem solchen Ding unterbrochen wurde.

Der Drang, einen Bildschirm zwischen sich und die Welt zu stellen, ist fürwahr groß – ich gestehe, dass ich ihn auch als Besucher der großen Nitsch-Aktion am Wochenende verspürte: Ein Foto oder Video anzufertigen von einer Sache, die buchstäblich jeden Rahmen sprengt, ist dem Wunsch geschuldet, das Erlebte einzugrenzen. Es ist eine Geste der Hilflosigkeit – eine, die zur Norm geworden ist.

Die Foto-Verbote bei hochrangigen Kulturveranstaltungen entlasten einen kurz vom Handyzwang. Sie sind aber kein Grund, sich über die Knipsenden und Postenden zu erheben. Dass hier – nach dem „Unterschichtenfernsehen“ – neues Elitedenken entsteht, ist nämlich bereits abzusehen.

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