Serengeti, postkolonial

Zeitgemäßes Naturfernsehen sollte sich auch den Konflikten der Zivilisation widmen, statt das Trugbild einer "unberührten Natur" zu pflegen
Michael Huber

Michael Huber

„Serengeti darf nicht sterben – 367.000 Tiere suchen einen Staat“: Das Begleitbuch zu dem gleichnamigen Dokumentarfilm von 1960 lag einst im Wohnzimmer meiner Großtante und war wohl der Samen, aus dem eine anhaltende Faszination für Naturdokus hervorkeimte.

Erst viel später las ich, dass die Rettung der ostafrikanischen Steppe für Zebras, Gnus und Löwen nicht so klar als Mission des Guten gelesen werden konnte: Die Bedürfnisse der Massai, der indigenen Bevölkerung der Region, galten dem Zoologen Bernhard Grzimek (übrigens ein ehemaliger SA-Mann) und seinem Sohn Michael eher nur als lästige Nebenerscheinung, lieber gab man den Tieren einen Staat.

Das Narrativ von TV-Dokus hat sich seither nur wenig verändert, man beschwört weiter gern die „unberührte“, zu schützende Natur. Dass „Universum“ nun plant, in der Gegenwart anzukommen, ist ein überfälliges Signal.

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