Gretchen: Der wievielte?

Was die "Seitenblicke" und Goethe miteinander zu tun haben.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

In der scherzhaften kleinen Philosophie-Sendung „Seitenblicke“ wurde die Aktmalerin Dina Larot bei der Präsentation ihres neuen Kalenders gefragt: „Der wievielte Kalender ist das?“ Larot antwortete: „Sie stellen mir eine Gretchenfrage!“

Und sofort hoffte man, dass kein moderner Theaterregisseur zugeschaut hat. Sonst erleben wir vielleicht bald eine „Faust“-Inszenierung, in der Gretchen zu Faust nicht sagt: „Nun sag’, wie hast du’s mit der Religion?/Du bist ein herzlich guter Mann,/Allein ich glaub’, du hältst nicht viel davon.“ Sondern: „Der wievielte Kalender ist das?“ Und Faust antwortet dann: „Lass das, mein Kind! Du fühlst, ich bin dir gut;/Für meine Lieben ließ’ ich Leib und Blut,/Will niemand sein Gefühl und seine Kirche rauben.“

Würde Goethe heute leben, er wäre vielleicht Dauergast in  den „Seitenblicken“. Vielleicht aber auch nicht.

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