Gnadenlos in Zeitlupe
Die Zeitlupe hat etwas Gnadenloses.
Sie kann gnadenlos schön sein – das Flattern eines Kolibris könnte man sonst gar nicht wahrnehmen –, aber sie legt auch gnadenlos Fehlleistungen bloß. Gleich mehrmals etwa, als Profitänzer Dimitar Stefanin bei „Dancing Stars“ unsanft auf dem Hinterteil aufsetzte. Beim Fußball werden wiederum gnadenlos Foul- und Handspiel aufgedeckt. Und die VAR-Richter, die vor den Zeitlupen-Screens sitzen, dürfen auch noch Herr über Tor oder Eigentor sein (wie eben erst bei Sturmkicker William Bøving). Einen zweistündigen Theaterabend in Superzeitlupe zu zeigen, hat auch etwas von Gnadenlosigkeit (siehe hier).
Und wer hat’s erfunden? Ein Österreicher. August Musger, Priester aus Eisenerz, entwickelte einen „Serienapparat mit Spiegelrad“, doch aufgrund von Finanzschwäche musste er 1912 sein Zeitlupenpatent aufgeben. Die Ernemann-Werke aus Dresden preschten vor. Auch irgendwie gnadenlos.
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