Fernsehen reicht völlig (II)

In der neuen Normalität reisen wir an die Schauplätze unserer Lieblingsserien. Was sagt das über unseren Horizont?
Michael Huber

Michael Huber

Wird es je wieder möglich sein, die Reiselust der Menschen von deren Medienkonsum zu entkoppeln? Nachdem zuletzt hier davon die Rede war, dass Tierdokus Touristen in entlegene Lebensräume lenken, zeigte ORF 2 am Mittwoch, wie „Netflix-Touristen die Alpen stürmen“. Das Team folgte Fans einer koreanischen Serie, die – mit Tausenden anderen – Schweizer Täler abklappern, um sich an den Schauplätzen zu fotografieren. Ähnliches kennt man in Österreich – Bollywood im Salzkammergut, „Sound of Music“, etc.

Natürlich reisten Touristen immer schon Vor-Bildern nach. Der Drang, sich mittels Selfie in fiktionale Welten einzuschreiben, deutet aber doch auf eine veränderte Vorstellungskraft hin: Die Grenzen meines Streamingdiensts sind nun die Grenzen meiner Welt. Es soll allerdings Menschen geben, die verreisen, um neue und eigene Bilder der Welt mitzubringen. In der Kamera, vor allem aber im Kopf.

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