Die neue Direktheit
Am Wochenende Haftbefehl geschaut. Die Netflix-Doku über den deutschen Rapper, der mir bisher ehrlich gesagt ziemlich egal war, zieht gerade weite Kreise, von der Fangemeinde bis ins Feuilleton. Der Grund dafür, so meine ich, ist nicht nur die turbulente Aufstieg-und-Fall-Geschichte (junger Mann mit Migrationshintergrund wird Superstar und richtet sich daraufhin mit Drogen zugrunde).
Nein, auch in formaler Hinsicht ist „Babo“ (so der exakte Name der Doku, ein Wort für „Vater“ und Anspielung auf einen Haftbefehl-Hit) ein Signal: Die Stilmittel von Social Media und Reality-Formaten (Wackelkamera, Selfieperspektive, Küchentisch-Gespräche) sind hier erwachsen geworden. Sie stehen gut abgestimmt, aber gleichberechtigt neben „seriösen“ Doku-Elementen (Archivaufnahmen, Experteninterviews, nachgestellten Szenen). Alles im Sinne einer Geschichte, die an Direktheit schwer zu überbieten ist.
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