Der Tänzer Federer

Bei Roger Federer war Tennis eine Kunstform. Man könnte seine Spiele im Kulturfernsehen zeigen.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

In den „Seitenblicken“ erzählte der Zirkusdirektor Bernhard Paul: „Mir hat einmal ein Kind gesagt, bei Roncalli bin ich rausgegangen zehn Zentimeter überm Boden.  Und ich arbeite daran, dass es ein halber Meter wird.“

Zu diesem Zweck muss man nicht einmal in den Zirkus gehen. Es reichte, ein Tennisspiel von Roger Federer anzuschauen. Am Donnerstag verkündete Federer seinen Rücktritt, dem ORF-Kurzsport war das immerhin eine Minute und sechs Sekunden wert (der Rest war natürlich dem Fußball gewidmet).

Ob Federer der größte Tennisspieler aller Zeiten war, ist eine unsinnige Frage. Er war der eleganteste. Bei ihm sah Tennis nie nach Kampf aus, sondern nach Tanz, nach einer Kunstform. ORF Sport + täte gut daran, einfach nur seine Spiele zu wiederholen. Es kann aber auch ORF III sein – Federer war Kultur.

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