Wien lädt zur Inventur. Gezählt werden nur Tauben. Eine vertane Chance

Wer in Wien Tauben zählen will, darf das gratis machen. Die Teilnahme ist kostenlos. Na dann ...
Marco Weise

Marco Weise

Haben Sie sich schon angemeldet oder zögern Sie noch? Die Rede ist von der Taubenzählung in Wien, die seit Tagen (auch im KURIER) beworben wird. Fast so, als würde es sich dabei um eine wichtige Volksbefragung handeln. Dabei will man bloß wissen, wie viele Tauben so herumflattern. Angeblich sind es so 50 bis 60.000. Aber bei dieser Schätzung will es die Stadt nicht belassen und lädt deshalb am 14. März zur großen Tauben-Inventur.

Wer mitzählen will, kann sich bis 28. Februar anmelden. Gezählt werden kann überall. Soll heißen: Wenn ein Innenbezirkler schon immer mal die Tauben in Transdanubien kennenlernen wollte, hat er jetzt die einmalige Gelegenheit dazu.

Die Stadt Wien zeigt sich bei dieser Aktion auch von ihrer spendablen Seite: „Die Teilnahme ist kostenlos“, heißt es auf der Homepage. Auch Voraussetzungen sind keine gefragt: Es braucht also kein Maturazeugnis, keine Geburtsurkunde, keinen Taubenführerschein, keine ID-Austria.

Mit dieser Aktion will man ein „besseres Miteinander von gefiederten und nicht gefiederten Wienerinnen und Wienern fördern“. Schön. Endlich wird in diesem Bereich etwas unternommen. Dieses Tauben-Bashing ist ja kaum noch auszuhalten.

Ausbaufähig

Alles super also. Fast. Denn mir geht diese Inventur zu wenig weit. Warum werden nur Tauben gezählt? Wenn schon Freiwillige mit Stift und Zettel konzentriert in die Gegend schauen, könnte man ja auch verwaiste Hundehaufen, weggeworfene Energydrink-Dosen, Tschickstummel, Barbershops usw. zählen.

Wien lädt zur Inventur. Gezählt werden nur Tauben. Eine vertane Chance

Wo man übrigens als Taubenzähler auf seine Kosten kommt, ist Mariahilfer Straße/ Höhe Neubaugasse. Dort, wo sich das Josef Strauss-Denkmal (Bild) befindet. Da spielt es sich ordentlich ab, wie man an der Fassade bzw. auf der Straße sehen kann: alles voller Tauben-Kot. Ist das ihre persönliche Rache an dem Komponisten, der zwar für die „Dorfschwalben aus Österreich“ ein Stück komponiert hat, aber keines für die „Tauben aus Wien“? Man wird es wohl nie erfahren.

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