Eine Dönerbude kommt selten allein
Imbiss. Dort, wo einst Kleinunternehmer mit ihren im Erdgeschoß angesiedelten Geschäftslokalen die Anrainer mit Waren und Dienstleistungen versorgten, dreht sich mittlerweile oft ein Dönerspieß im Kreis. Einige sprechen bereits von einer „Dönerisierung“ Österreichs, Europas, der Welt. Aber das ist reine Panikmache. Populismus.
Fakt ist: Mit den ganzen Dönerbuden verändert sich das Erscheinungsbild einer Straße, eines Häuserblocks. Das betrifft nicht nur Städte, sondern auch Dörfer mit ihren nicht mehr vorhandenen Ortskernen, Nahversorgern, Gast- und Wirtshäusern. Diese Lücken werden oft von Unternehmern mit Migrationshintergrund gefüllt – mit dem Ergebnis, dass der Wirt also oft nicht mehr Huber, sondern Aslan heißt, keinen Schweinsbraten mehr ins Rohr schiebt, sondern Burger, Hühnerschnitzel, Pizza, Kebap und Pommes auftischt.
In Wien haben rund 40 Prozent der Unternehmer Migrationshintergrund. Sie sind es, die viele der leer stehenden Geschäftslokale reanimieren, mit blinkenden LED-Tafeln ausstatten und Imbissbuden daraus machen. Das mag zwar vielen nicht gefallen, hat aber auch seine positiven Seiten. Erstens: Ein guter Kebap kann schon was. Zweitens: So eine Dönerbude trägt mehr zur Gesellschaft, zur Nahversorgung und zur Wirtschaft bei als ein verwaistes Geschäftslokal.
Andererseits ist in einigen Teilen Wiens die Dichte an Kebab-Pizza-Burger-Ausgabestellen so hoch, dass sich die Frage aufdrängt: Wer isst das alles? Und: Wie können so viele Imbissbuden nebeneinander überleben?
Mögliche Antwort: Können sie eh nicht. Zumindest sperren gefühlt ebenso viele Läden zu, wie neu aufmachen. Für einige ist nach drei Monaten schon wieder Schluss. Danach probiert es der Nächste. Dahinter scheint ein Konzept zu stecken. Welches? Das würde ich auch gerne wissen. Denn irgendjemand muss davon ja profitieren. Der, der den ganzen Tag dem Dönerspieß dabei zusieht, wie er sich im Kreis dreht und nicht weniger wird, ist es wohl eher nicht.
Kommentare