Übervolle Freibäder – so sexy wie Nagelpilz

Wer es ins lauwarme Wasser-Chlor-Gemisch schafft, muss aufpassen, um nicht sofort in den nächsten Badegast reinzuschwimmen.
Marco Weise

Marco Weise

Es ist heiß. Aber das ist Ihnen sicher auch schon aufgefallen. Und wenn es heiß ist, braucht der Mensch Abkühlung. Dazu sucht er gerne die Nähe zum Eis – besser gesagt: zu Eissalons – und zu Wasseransammlungen jeglicher Art und Form. Dementsprechend übervoll waren am Wochenende die Wiener Freibäder. Anstatt Badespaß war hauptsächlich Schlange stehen angesagt: Schlange stehen beim Eingang. Schlange stehen beim Buffet, das bereits 4 Euro für ein Magnum will. Schlange stehen vor der Toilette, die verstopft ist, weil vermutlich jemand seine Badeschlapfen darin versenkt hat. Schlange stehen vor dem Schwimmbecken, weil das ebenfalls verstopft ist – mit Menschen. Und wer es wagt, vom Beckenrand zu springen, riskiert lebenslanges Badeverbot – ausgesprochen vom trillerpfeifenden Bademeister. 

Wer es ins lauwarme Wasser-Chlor-Gemisch schafft, muss aufpassen, um nicht sofort in den nächsten Badegast reinzuschwimmen. Deshalb steht einige lieber im Wasser herum – sofern es die Wassertiefe bzw. Körpergröße zulässt –, oder posieren am Beckenrand, präsentieren ihr Ergebnis oder die frisch gemachten Schlauchbootlippen. Nein, damit kann man niemanden retten ...

Der Vorteil (bzw. Nachteil) von 30 Grad im Schatten: Es gibt keine modischen Tabus. Alles, was der Abkühlung dient, ist erlaubt. Das führt dazu, dass Körperzonen freigelegt werden, von deren Existenz man bislang gar nichts wusste. Drei Liegen weiter sonnt sich einer mit einem Böhse-Onkelz-Tattoo inklusive dazu passender Treue-Liebe-Ehre-Überschrift. Das ist ähnlich sexy wie Nagelpilz. Tja, so ein Besuch im Freibad kann ansteckend sein. Und gefährlich. Also passen Sie auf sich und die anderen Badegäste gut auf.

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