Warum Stinatz anders und kulturelle Identität mehr als ein Haus ist

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Die südburgenländische Gemeinde hat eine besondere Identität. Die kann auch ein Feuer nicht nehmen.
Michael Pekovics

Michael Pekovics

Auf den ersten Blick ist die Gemeinde im Südburgenland mit rund 1.250 Einwohnern genau das: ein Dorf in der schon etwas abgeschiedenen Peripherie des Bezirks Güssing. Angesiedelt zwar zwischen den „Metropolen“ Oberwart und Güssing, aber doch etwas abseits, in Richtung Steiermark.

Aus dem Nachbarbundesland kommt ja auch Thomas Stipsits her – und für uns Burgenländer ist eigentlich ganz klar, dass er seine familiären Wurzeln und Verbindungen ins Burgenland lieber betont als jene ins steirische Leoben: nichts für ungut, liebe Nachbarn.

Dass Stinatz in ganz Österreich einen wohlbekannten Namen hat, ist natürlich der STS-Hymne „Fürstenfeld“ und der Zeile „Niemals spiel i mehr in Wien, Wien hat mi gor ned verdient. I spiel höchstens no in Graz, Sinabelkirchen und Stinatz“ zu verdanken.

Der Ort ist auf Fels gebaut

Ein weiterer Faktor sind die prominenten Söhne und Töchter des Dorfes. Die Resetarits-Brüder – Willi (alias Ostbahn-Kurti), Lukas (Kabarettist) und Peter (ORF-Moderator) – haben Stinatz einen festen Platz in der österreichischen Kulturszene verschafft. Auch Terezija Stoisits, ehemalige grüne Nationalratsabgeordnete und Volksanwältin, sowie Ägidius Zsifkovits, Bischof der Diözese Eisenstadt, tragen den Namen Stinatz in die Welt.

In der anekdotischen Evidenz meiner Jugendzeit waren die Stinatzer beim Fortgehen auch immer schon die „Oargen“, mit denen man sich besser nicht anlegt.

Und historisch? 

Ursprünglich kamen die Gründungsväter und -mütter rund um 1450 vom Balkan aus dem Gebiet der Herrschaft von Steničnjak ins Burgenland. Auf Deutsch heißt „Stijena“ Fels. Dass diese Standhaftigkeit eine Stinatzer Eigenschaft ist, wurde beim Zusammenhalt nach dem Attentat von Franz Fuchs bewiesen. Und sie wird es auch jetzt unter dem Eindruck des Feuerinfernos, das zwar kulturelle Infrastruktur, nicht aber die Stinatzer Identität ausgelöscht hat.

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