Und oft einfach sehr traurig: Zum Tod von Elizabeth T. Spira

Erinnerung an eine unbestechliche Beobachterin: Ob Spira die Menschen mochte, ist nicht die Frage. Sie zeigte sie einfach, wie sie sind.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Eine ausnahmsweise ganz persönliche Erinnerung. Es ist sicher schon 20 Jahre her, da wurde ich gemeinsam mit Elizabeth T. Spira zu einer Radiodiskussion eingeladen. Wir sollten eine Stunde lang streiten. Für sie war die Rolle der aufklärerisch-kritischen, gnadenlos unbestechlichen Dokumentarfilmerin vorgesehen, für mich die des Gutmenschen, der ihre Arbeit als Sozialporno entlarvt.

Nach fünf Minuten war die Diskussion beendet, weil wir einfach nichts fanden, um zu streiten. Den Rest der Sendezeit füllten wir mit Blödeln.

Oft wird darüber diskutiert, ob Spira die Menschen mochte oder nicht. Das ist aber gar nicht die Frage (vermutlich mochte sie freundliche Menschen und mochte unfreundliche nicht). Sie bildete einfach die Menschen ab, wie sie sind: Merkwürdig, oft liebenswert, oft unangenehm, eitel, scheu,  komisch, arm, einsam, liebesbedürftig, selbstverliebt, selbsthassend und sehr oft ganz einfach: ziemlich traurig.

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