Wanderus podcastus, die Herbstplanung steht an
Dass sich die Zeiten ändern und wir uns mit (in) ihnen ändern, hat mich im Latein der 6. Klasse rausgerissen. Ovid konnte ich besser als die anderen römischen Dichter übersetzen, der Schularbeitsdreier hat mich damals vor dem Zeugnisfleck gerettet und mir einen Sommer ohne Nachprüfungsvorbereitung beschert. Es war der einzige freie Oberstufensommer, alle anderen schwebte das Fallbeil über mir, Anfang September dann durch eine Prüfung und gleich die ganze Schulkarriere zu rasseln. Ich frage mich ja im Nachhinein, wie man mit solchem Druck umgehen kann, und leide jedes Jahr um diese Zeit mit allen Teenagern, die das gerade durchmachen. Aber ich sage euch: Es kann klappen, strebert, was das Zeug hält, und freut euch auf den Moment, wenn ihr erhobenen Hauptes da hinaus geht und euch wieder ein Jahr in die Verlängerung geschleppt habt.
Ich muss allerdings zugeben, geändert habe ich mich in diesen Zeiten kaum, ich blieb ein Studiosus minimalisticus. Und hab’ im Sommer darauf wieder geschwitzt.
Heutzutage schwitzen wir im Sommer auch, der Klimawandel ist ja doch real (sogar für alle, die sich im verregneten Juli durch „NawasisjetztmitderErdErwärmung“-Rülpser ausgezeichnet haben). Bringt uns wieder zu den Zeiten, die sich ändern, denn: Aus dem Wandersommer wird zunehmend ein Wanderherbst. Und langsam ändern wir uns mit (in) ihnen: Manche Hütten halten schon bis zu den Herbstferien offen, auch manche Tälerbusse fahren bis in den Oktober hinein. Die „Schultersaison“, also vor und nach dem Sommer als Hauptsaison, gewinnt an Bedeutung. Beim Wandern unter anderem deswegen, weil das Wetter ab September stabiler wird – kaum mehr Hitzegewitter, aber angenehme Temperaturen. Einziger Nachteil: Die Tage sind kürzer.
Aber lang genug für ausgedehnte Wanderungen. Auch für Weitwanderungen. Denn, Sie kennen ja mein Credo: Nichts ist schöner, als auf dem Berg zu bleiben. Das Raufgehen und Runtergehen sind nur die nötigen Vehikel, um in der untergehenden Sonne auf einer Hüttenterrasse zu verweilen, je nach Vorliebe mit Buch oder Bier in der Hand. Wenn die Tageswanderer weg sind, schnauft der Berg durch und entfaltet seine Stille. Probieren Sie das aus.
Apropos probieren: Seit gestern haben wir passend dazu die neue Folge unseres KURIER Reisepodcasts „Stadt. Land. Meer“ online (der in dem Zusammenhang auch „Berg“ heißen müsste): Es geht zwei Folgen lang um die schönsten Weitwanderungen Österreichs (und darüber hinaus). Und wenn Sie „noch nie so einen Podcast“ gehört haben, klicken Sie hier, es ist ganz einfach.
Weil: Wir ändern uns ja mit (in) ihnen.
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