Toni Faber über Wert und Chance vom Kulturchristentum

Eine Umfrage zeigte, dass als zwei Drittel für Kreuze und den Nikolaus in Kindergärten und Schulen sind. Was das bedeuten kann.
Toni Faber

Toni Faber

Integrationsministerin Claudia Plakolm schätze ich als praktizierende und mutig auftretende Katholikin, die für die religiösen Belange aller ÖsterreicherInnen ein offenes Ohr hat. Sie hat diese Woche eine interessante Wertestudie präsentiert, deren Gegenstand die Haltung zum Zusammenleben und Zusammenhalt, zu Verhaltensweisen und zu (religiösen) Werten, Symbolen, Festen, Traditionen, zum Glauben überhaupt war.

Mehr als zwei Drittel der Befragten erachten Kreuze und den Nikolaus in der sichtbaren Öffentlichkeit von Kindergärten und Schulen für wichtig, auch wenn die Mehrheit der Kinder den christlichen Glauben als Grundlage nicht teilt.

Zehn Prozent sind für eine christliche Glaubenspraxis

Explizite Zustimmung für eine christliche Glaubenspraxis findet nur eine Minderheit unter zehn Prozent. Kritische TheologInnen sehen im sogenannten Kulturchristentum den Anfang vom Ende der katholischen Kirche.

Mit diesem Befund der Realität, wie sie mir tagtäglich gegenübertritt, kann ich nicht glücklich sein, verstehe ihn aber als große Chance und Auftrag: Christliche Symbole und Feste sind für über zwei Drittel der ÖsterreicherInnen – ob mit oder ohne Migrationshintergrund – ein hoher Wert.

Das ist eine gute Grundlage, um beim einen oder der anderen eine tiefe Glaubensentscheidung wachsen lassen zu können. Vielen Hunderten, die – oft aus verständlichen Gründen – aus der Kirche ausgetreten waren, hilft für den neuen Schritt hin zur Glaubensgemeinschaft eine besondere biographische Gelegenheit. Das weiß ich aus meiner priesterlichen Erfahrung. Die Glaubensgeschichten der Wiedereingetretenen machen mir Mut.

Wer wieder in die Kirche eintritt

Das sind keine religiösen Überflieger, sondern Menschen, die aus der Wertschätzung der hohen Kultur des christlichen Glaubens in ihrer Entscheidung reifen konnten.

Ich freue mich auf jede Begegnung auf der Grundlage der gemeinsamen hochgeschätzten Werte.

Zum Autor: Toni Faber ist seit 1997 Dompfarrer in Wien. Email: a.faber@edw.or.at

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