Manche mögen’s heiß und nackert: Angelika Niedetzky in der Sauna

Nackt oder im Badegewand? Die Kabarettistin Angelika Niedetzky über das passende Outfit beim Saunieren.
Angelika  Niedetzky

Angelika Niedetzky

Früher war es für mich sonnenklar, dass man eine Sauna nackt betritt. Bis einmal eine Bekannte aus Frankreich zu Besuch war, die bei unserem gemeinsamen Mädels-Wellnesstag darüber entsetzt war, dass da unbekleidete Menschen, Manderl wie Weiberl in ein und derselben Schwitzhütte hocken. Wir konnten sie dazu überreden, in die Damensauna zu wechseln, der Baderobe wollte sie sich dort noch entledigen, jedoch der Bikini blieb an ihr haften wie eine zweite Haut. Bei 90 Grad genauso wie im Eisbecken und in der Infrarotkabine, und ich linste sogar noch ums Eck, als sie die Dusche betrat, weil ich mir mittlerweile sicher war, … mein Verdacht wurde bestätigt.

Als wir danach in lockerer Atmosphäre bei ein, zwei Gläsern Prosecco den Tag nochmals Revue passieren ließen, brach zu vorangerückter Stunde und mit steigendem Alkoholpegel eine anfangs noch vorsichtige, bald heftige Diskussion vom Zaun, warum unsere Französin in der Runde sich denn so dermaßen prüde verhalten hatte, zumal wir sie doch auch ganz anders kannten.

So ändern sich die Zeiten

Dieser Tag liegt mehr als 15 Jahre zurück, und doch beschäftigt er mich seitdem immer, wenn ich mich einem Nacktbereich nähere. Ich erinnere mich genau, wie uns die gelockte Schönheit aus Paris damals erklärt hatte, dass nackt Saunieren in ihrer Heimat ausgeschlossen sei, und dass dieser Nudismus doch nur dazu führe, Blicke auf sich zu ziehen bzw. selber zu blicken, und Blicke sind nicht gleich Blicke. 

Es werfe den ersten Stein, wer noch nie in einer Sauna geschaut hat, konkret: hingeschaut hat. Wo sie recht hat, hat sie recht. Eine einzige Situation widerspricht dieser These. Als ich nämlich einmal eines späten Septembertages in Kroatien ahnungslos in einer Hotelsauna saß und die Tür von einer rundlichen Dame bellend, weil offensichtlich Steirerin, weit aufgerissen wurde mit den Worten: „I kenn Ihna ausm Fernseh’n, des schau i ma ollas on, und mia lach’n recht vül daham.“ Ihr war es herrlich egal, wo wir uns gerade befanden und ob der Rahmen für ein etwas zu lautes Gespräch der richtige zwischen zwei Gewandlosen sei.

Eine Raunen ging durch die Hitze

Seitdem gehe ich nur noch behandtucht in einen Nacktbereich. In der Sauna, die ich kürzlich frequentierte, das Klientel buntgemischt, von legère bis elegant ausgezogenen Leuten war dort alles vertreten, waren bei genauerer Betrachtung die Karten neu gemischt.

Alle bis auf einen saßen auf den Bänken in Badehose oder Bikini, was das Schauen auf ein Minimum dezimierte, jedoch nicht verhindern konnte, weil der einzige Splitterfasernackerte im wahrsten Sinne des Wortes so knieweich war, uns mit seinen Gymnastikübungen zu irritieren. Erst Ausfallschritte, dann Kniebeugen. Ein vermehrtes Augenrollen und Raunen ging durch die Hitze. Wir wollten alle wirklich nicht hinschauen, konnten aber nicht anders! Selber schuld. Die Frage ist, wer.

Angelika Niedetzky ist Schauspielerin und Kabarettistin, derzeit mit ihrem 5. Soloprogramm „Der schönste Tag“ und mit den Comedy Hirten auf Tournee durch ganz Österreich.

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