Parkplatz zur Hochzeit
Einer der großen Vorteile, wenn man als Paar den selben Arbeitsplatz hat: Es reicht ein Auto. Wenn man besonderes Glück hat, muss man nicht einmal auf Parkplatzsuche gehen: Als wir 1993 geheiratet haben, schenkte uns der damalige Chefredakteur des KURIER einen der überaus begehrten Firmenparkplätze zur Hochzeit. (Nach unserer Scheidung verfiel dieses Privileg wieder.)
Einer der großen Nachteile, wenn man als Paar den selben Arbeitsplatz hat: Man steht unter Beobachtung. Als meine damalige Freundin und spätere Ehefrau in den KURIER wechselte, wurde ich von einer Vorgesetzten streng gewarnt: Turteln im Büro sei nicht gestattet! (Warnung unnötig – ich bin ein ziemlich unturteliger Typ.) Und als meine Frau einen tollen Karrieresprung schaffte, machte man sich in der Chefetage Sorgen um die Auswirkungen auf unsere Beziehung: Würde ich es verkraften, weniger zu verdienen, als meine Frau? (Ich verkraftete.)
Wir haben es beide nie bereut, im selben Haus zu arbeiten. Wir sahen uns häufiger als andere Paare, wir konnten miteinander Mittagessen, wir teilten die ungewöhnlichen Arbeitszeiten, wir wussten, was den anderen bewegte oder stresste. Wir waren immer der erste Leser der Texte des jeweils anderen. Wir unterstützten einander nach Kräften – und waren gleichzeitig auf liebevolle Weise Konkurrenten. Jeder gönnte dem anderen einen gelungenen Text – und versuchte umgehend, einen noch besseren zu schreiben.
Nach unserer Trennung gelang es uns, Freunde zu bleiben – und wir blieben auch, bis heute, gute Kollegen. Und die erste, die diesen Text zu lesen bekam, war: meine Ex-Frau.
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