Abschied zur Unzeit

Es gibt nie einen günstgen Moment für einen solchen Abschied. Der jetzige war besonders ungünstig.
Barbara Beer

Barbara Beer

Natürlich kann man nicht von einem überraschenden Tod sprechen, wenn ein Mensch mit 94 Jahren stirbt. Wenn es dann so weit ist, ist es trotzdem ein Schock. Der Tod von Otto Schenk trifft uns, und er trifft uns zu einer besonderen Unzeit. Für Otto Schenk war überall Zuhause, wo seine Frau Renée mit ihm war. Über sieben Jahrzehnte hat sie ihn begleitet, und seit sie nicht mehr war, war auch er nicht mehr der Alte. Man hat gewusst, dass Otto Schenk sich irgendwann verabschieden würde, aber ausgerechnet jetzt hätte es nicht sein müssen.

Jetzt, wo es kaum mehr etwas gibt, auf das wir uns einigen können. Otto Schenk, der große Volksschauspieler, der kluge Komödiant und der mal mehr, mal weniger leise Polterer war jemand, auf den sich, obwohl er durchaus seine Ecken und Kanten hatte, viele einigen konnten. Er stammte aus einer Zeit, als es noch, nein, keinen kleinsten gemeinsamen Nenner, sondern als es noch Gemeinsames gab. Österreich wird Otto Schenk sehr vermissen.