Meinung und Deinung

Man staunt, dass August Wöginger und Sigrid Maurer einander ohne Dolmetsch grüßen können, aber es klappt.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

In der aktuellen Debattenkultur, in der Ansichten nur noch zur Ansicht und nicht mehr zur Diskussion stehen, kommt Meinung von Mein. Jede Deinung kann sich das Gegenüber sparen. Fragen sind rein rhetorischer Natur („Heast, bist’ deppat?“). Und Antworten sind Ladenhüter, weil eh schon jeder alle hat.

Liest man im heutigen KURIER-Doppelinterview, wie die Klubobleute der Regierungsparteien mit- und über einander reden, könnte man glauben, die Aliens seien gelandet: Obwohl August Wöginger und Sigrid Maurer von weit entfernten politischen Galaxien stammen und man staunt, dass sie einander ohne Dolmetsch überhaupt grüßen können, finden die beiden einen Weg der Zusammenarbeit. Klar kann man da sagen: „Macht macht das Unmachbare machbar.“ Aber es hätte gewiss kompatiblere Player in beiden Teams gegeben, und die beiden treten so auf, als hörten sie einander tatsächlich zu.

Das könnte eine völlig neue Diskussionssportart werden: Zuhören, Fragen stellen. Und zwar Fragen, auf die man noch keine Antworten hat. Wenn dann eines Tages deine Meinung und meine Deinung einander begegnen, sind Debatten wieder zweispurig befahrbar.

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