Kopf und Fuß, Teil II

Es gibt immer was zu besprechen. Klatsch ist die perfekte Nebenfahrbahn, um den beängstigenden Themen der Zeit geschickt auszuweichen.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Gestern ging es an dieser Stelle um die Frage, ob wir denn keine anderen Sorgen hätten als die Kopfbehaarung des Bildungsministers oder die Fußbekleidung des Gesundheitsministers. Die Antwort kam umgehend: Doch, haben wir! Und zwar den nicht ganz klaren Kopf und die nicht ganz stabilen Füße eines ZiB-Flash-Moderators.

So ein 180-Grad-Themenwechsel im Netz erfolgt ja schneller, als der ORF sein Personal auswechseln kann: Ein kurzer News-Flash, leicht schwankend und mit ungelenker Zunge vorgetragen, reichte aus, um die Besprechungsorgane auf Facebook und Twitter so zu erhitzen, dass man fürchten musste, alle Sicherungen könnten durchbrennen.

Die Frage, ob Alkohol im Spiel (oder, besser gesagt, im Blut des Moderators) gewesen sei, brachte das Blut auf allen Sozialen Medien in Wallung: Die einen stellten fernmedizinische und -psychiatrische Dr.-Google-Diagnosen, die anderen machten mit dem Mann kurzen Laienrichterprozess. Wieder andere nannten das Hetze! und riefen zum Hetzt die Hetzer! auf.

Ist das der tägliche kollektive Fluchtversuch vor den wahren Themen? Vielleicht ist es Zeit, den Kopf wieder frei und die Füße auf den Boden zu bekommen. Auch wenn das ein harter Aufprall wird.

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