Komplimente, die daneben gehen

Komplimente,  die daneben gehen
Die Kabarettistin Nadja Maleh über Fettnäpfchen und warum es manchmal besser wäre, vor dem Sprechen zu denken.

Zuerst denken, dann reden, lautet dieser naseweise Spruch, den man Kindern gern mal um die Ohren haut. Ich würde sagen, der richtigere Adressat dieses Spruchs wäre wohl eher so manch ein Erwachsener. Kinder sind noch klein, die dürfen alles, aber welche Erklärung haben Erwachsene für ihre verbalen Fettnäpfchen-Ausrutscher?

Realität ist, dass wir alle quasi gleichzeitig Denken und Sprechen, sonst wäre ein natürlicher Redefluss ja gar nicht möglich! Denkpausen machen Sinn, hin und wieder ein „Ähm“ stört niemanden! Aber manchmal hackt es woanders, nämlich am fehlenden Höflichkeitsfilter!

Da bricht die uncharmante Wahrheit durch und man hört sich selber etwas sagen, was einen in der Sekunde vielleicht sogar irritiert, aber es ist dann genau die eine Sekunde zu spät, um es zurückzunehmen. Letztens kam eine nette Dame nach meinem Kabarettauftritt zu mir und meinte begeistert „Ich hatte mir Null erwartet, und Sie haben meine Erwartungen voll erfüllt!“. Ich ging hier von einem seltsam formulierten Kompliment aus! Ein andermal hörte ich „Sie singen sehr gut, Sie sollten überhaupt nur mehr singen!“, „In Echt sind Sie gar nicht so hübsch!“ oder „Machen Sie das beruflich?!“ Aber no Problem, ich gehe bei meinem lieben Publikum immer vom Besten aus!

Doch es gibt da einen Feedback-Satz, den ich mir beim besten Willen nicht schönreden kann: „Für eine Frau echt lustig!“. Dieser „gut gemeinte“ Satz macht ein frauen-benachteiligendes Vorurteil sichtbar, und ich finde es wichtig, das auszusprechen und zu erkennen. Denn die diskriminierende Vorannahme ist hier offensichtlich: „Frauen sind nicht lustig. Punkt.“ Darauf möchte ich sagen: „Benachteiligende Vorurteile sind nicht lustig. Punkt.“ Es gilt also: Vor Inbetriebnahme des Mundes bitte Gehirn und Herz einschalten!

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