In jeder Beziehung fehlen die Menschen

In jeder Beziehung fehlen die Menschen
Wohin sind die Zeiten, als ein Liftwart noch persönlich die Schiebstange in die Kniekehlen schnalzte?
Klaus Eckel

Klaus Eckel

Es gab eine Zeit, da wurde ich nach Auftritten an der Rezeption meiner Unterkünfte persönlich empfangen. Inzwischen erhalte ich von einigen Nächtigungsstätten per WhatsApp einen Code für den Zimmerschlüsselsafe. In einem Hotel erhielt ich dann zusätzlich noch einen Code für das Garagentor und einen Code für das WLAN.

Der Einzige, der mich dort begrüßte, war der Fernseher im Zimmer: „Good evening Klaus!“. Lieber wäre mir „Hawedere Oida!“ gewesen – aber dafür bräuchte es ein umfangreiches Sprachsoftware-Update.

Der Fernseher zeigte mir für den Self-Check-in einen QR-Code. Danach erhielt ich per SMS einen Code für die Kaffeemaschine und einen Code für den „Frühstücks-Safe“, aus dem ich mir mein Morgenmahl entnehmen möge. Am nächsten Tag saß ich dann mit dem aus einem Frühstückstresor befreiten Birchermüsli in einem riesigen Speisesaal. Vollkommen allein. Ich kam mir vor wie der letzte Überlebende einer Zombie-Apokalypse. Im Falle eines Blackouts kann ich mich in solchen Hotels nur noch auf die vorm Eingang befindliche Welcome-Fußmatte legen.

Der Automatisierungs-Tsunami wütet

Der Automatisierungs-Tsunami schwappt über sämtliche Bereiche: Hotels, Flughäfen, Tankstellen, Waschstraßen, Selbstbedienungskassen, Fast-Food-Terminals, Paketabgabestellen – und selbst bei Skiliften wird immer häufiger der Wart von einem Automaten ersetzt. 

Dabei war für mich der Bügel-untern-Hintern-Schieber ein unabdingbarer Bestandteil eines gelungenen alpinen Erlebnisses. Dieses kurze „Servas!“, bevor der sonnengegerbte Liftbetreuer mir die Schiebestange in die Kniekehlen schnalzte, verlieh selbst eiskalten Skitagen einen Hauch von Wärme.

Wenn es stimmt, dass die Einsamkeit immer mehr zum gesellschaftlichen Problem wird, braucht es über kurz oder lang eine Menschenquote für Automaten. Verbundenheit braucht Begegnung. Denn früher war der Kevin vielleicht allein zu Hause, doch mittlerweile ist er es bald überall.

Der Autor ist Kabarettist und Buchautor. Termine: globe.wien

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