Höhenluft und Tiefflieger in den Rocky Mountains

Die heikle Strecke in Colorado garantiert alle Winter wieder bedenklich viel Nervenkitzel.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Über 900.000 Österreicher sahen die ersten Speedrennen in Lake Louise. Obwohl sich der optische Unterschied zwischen Sieger und Zehntem selbst für Fachleute am kanadischen Pistenrand, geschweige denn für Großstädter im Patschenkino kaum noch feststellen ließ.

Am ersten Advent-Wochenende darf der ORF zur Prime-Time mit einer Millionen-Quote spekulieren. Auch wenn nicht alle ÖSV-Piloten nach ihrem erfolgreichen Saisonstart bei der gestrigen Wetterlotterie von Beaver Creek gute Karten hatten. Aber die heikle Strecke in Colorado garantiert frei nach Rainhard Fendrichs „Es lebe der Sport“ alle Winter wieder bedenklich viel Nervenkitzel.

Bereits 1989 rangen auch Reporter im 2500 Meter hoch gelegenen Zielgelände von Beaver nach (Höhen-)Luft.

Als dort der Deutsche Hansjörg Tauscher, der davor und danach nie gewann, Abfahrtsweltmeister wurde.

Als Armin Assinger, der 14 Tage davor noch als ÖSV-Hoffnung gegolten hatte, wegen gerissener Kreuzbänder mit links wie rechts eingegipsten Kniegelenken im Krankenhaus lag.

Als Beaver Creek, wo sich heute der Geldadel trifft und Frank Stronach ein Fünf-Stern-Hotel besitzt, aus einem einzigen Gebäude plus Tiefgarage bestand.

Schon zu Hermann Maiers aktiven Zeiten war Beaver Creek nicht wiederzuerkennen. Kunsteisbahn zwischen Nobel-Schuppen, Rolltreppen bis zur Piste. Franz Klammer hatte dort als Ehrengast seinen 50er zelebriert. Zum 65. bleibt er am Montag als glücklicher Jungopa lieber in Österreich.

Wie und wo der um 19 Jahre und vier Tage jüngere Maier seinen Geburtstag am Freitag begeht, weiß im Skizirkus kaum wer. Abgesehen von TV-Werbung für seine Hausbank – der dreifache Vater Maier macht sich in der Öffentlichkeit rar. Eine Homestory von ihm zu produzieren, ist für Paparazzi ähnlich aussichtslos, wie beim Tiefschneefahren mit dem Mittvierziger mitzuhalten.

Auch Marcel Hirscher hält sich in tückischen, von Missgunst geprägten Social-Media-Zeiten wie diesen mit Einblicken in sein Privatleben zurück.

Der Name seines acht Wochen jungen Sohnes bleibt geheim. Nicht einmal Servus-TV- Moderator Christian Nehiba wurde mit einem amikalen Trick fündig, als er in einer großen Hirscher-Würdigung im Hangar-7 seinem Studiogast verriet, dass er, Nehiba, bald selbst Vater werde und noch nach einem Namen suche. Darauf Hirscher eindeutig zweideutig: „Nenn’ ihn Rainer.“

Morgen wird ORF-Beau Rainer Pariasek in Beaver Creek Hirscher vor dem Riesenslalom, zur Halbzeit und danach interviewen. Und ihm vielleicht zum 60. Weltcup-Rennsieg gratulieren können.

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