Ein Porträt von Guido Tartarotti.

Guidos Kolumne: Lampenfieber und Theaterzauber

Von Lampenfieber, kleinen Pannen und einem besonderen Treffen mit Schauspieler Philipp Hochmair.

Vor einigen Jahren war ich wieder einmal in Salzburg, um eine wichtige Theaterpremiere zu besuchen. Ich war zu früh dran und setzte mich in einen Gastgarten in der Nähe des Theaters. Plötzlich kam der Hauptdarsteller des Stückes vorbeispaziert, noch ungeschminkt und in Zivil. 

Er sah mich und setzte sich zu mir und wir plauderten ein bisschen. Der Schmäh, wie man bei uns sagt, rannte. Ich glaube mich zu erinnern, dass der Schauspieler sogar ein kleines Bier trank. Und meine Bewunderung wuchs ins Unermessliche: Wie stark müssen seine Nerven sein, dachte ich mir, wenn er kurz vor der Vorstellung Muße hat, nette Gespräche in einem Gastgarten zu führen? Später erfuhr ich, dass dieser Schauspieler sogar besonders stark unter Lampenfieber leidet. 

Vielleicht wollte er deshalb plaudern – um sich ein wenig abzulenken? Ich habe Menschen immer bewundert, die mit Lampenfieber umgehen können. Ich bin ja selbst oft auf der Bühne gestanden, und das Lampenfieber war bis zum ersten Satz quälend. Nach dem ersten Satz war es weg, verschwunden. Unlängst hatte ich nach langer Pause wieder einen Auftritt, eine Kolumnen-Lesung bei der wunderbaren Veranstaltung freizeit.live in der Wiener Hofburg. 

Aha, dachte ich kurz vorher, gar kein Lampenfieber. Dann wurde ich angesagt, ging auf die Bühne, täuschte eine linkische Verbeugung an – und stolperte über einen kleinen Tisch und räumte alle darauf stehenden Wasserflaschen ab. 

Nach meiner Lesung traf ich den hinreißenden Schauspieler Philipp Hochmair, und wir sagten einander sehr herzlich, dass wir Fans voneinander sind. Und da dachte ich mir: Wenn der fantastische Hochmair tatsächlich meine Texte mag, dann kann ich mir das Lampenfieber künftig wirklich sparen.

guido.tartarotti@kurier.at 

Guido Tartarotti

Über Guido Tartarotti

Guido Tartarotti wurde, ohne vorher um Erlaubnis gefragt worden zu sein, am 23. Mai 1968 zur Mödlinger Welt gebracht. Seine Eltern sind Lehrer, und das prägte ihn: Im anerzogenen Wunsch, stets korrekt und dialektfrei zu sprechen, glaubte er bis in die Pubertät, Vösendorf heiße eigentlich Felsendorf. Das Gymnasium Perchtoldsdorf, wo es damals u. a. eine strenge Einbahnregelung für die Stiegenhäuser gab, verzichtete nach einigen Verhaltensoriginalitäten seinerseits nach der fünften Klasse auf seine weitere Mitarbeit. Also maturierte er in der AHS Mödling-Keimgasse. 1990 begann er in der KURIER-Chronikredaktion. 1994 wurde er Leiter der Medienredaktion, ein Jahr darauf auch der Kulturredaktion. Beide Positionen legte er 2004 zurück, um wieder mehr Zeit zum Schreiben zu haben.

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