Guido Tartarotti

Guidos Kolumne: Vom Stutzen, Erabschieden und anderen Wundern des Alltags

Ob Hintern, Rückenschmerz oder Angst – manches lässt sich stutzen, anderes erabschieden. Und manchmal hilft einfach: ein Spaziergang im Gewitter.

Unsere liebe Leserin Regina G. bekam eine Werbe-Mail, in der stand Folgendes: „Stutzen Sie Ihren Hintern mit unseren wolkenartigen Kissen!“ Das ist natürlich wunderschön. Man stelle sich vor, wie wunderbar wolkenartige Kissen aussehen könnten! 

Den Hintern zu stutzen ist etwas, was sich vermutlich einige Menschen wünschen würden – aber geht das überhaupt, ganz ohne Schönheitschirurg? Weiter lautet der Text so: „Erabschieden Sie sich von Ruckenschmerzen: Es erwartet Sie die perfekte Unterstutzung!“ Und ganz ehrlich: Wer möchte sich nicht von seinen Ruckenschmerzen erabschieden? 

Die Erabschiedung von Ruckenschmerzen zählt zu den wichtigsten Dingen, die das moderne Leben zu bieten hat. Wenn ich meinen Hintern stutzen und Ruckenschmerzen erabschieden möchte, gehe ich spazieren. Ich liebe es zu gehen und dabei Schritt für Schritt auf das Denken zu vergessen. Manchmal ist es ja geradezu ein Segen, nicht denken zu müssen, sondern sich auf seine Beine zu konzentrieren und auf den zu stutzenden Hintern. 

 

Letztens hat mich beim Spazierengehen ein Gewitter erwischt, ich wurde bis auf die Knochen nass. Es hat mich nicht sehr gestört, ich fand es eher lustig. Ich mochte ja schon als Kind Gewitter gerne, ich hatte keine Angst vor ihnen, ich fand sie spektakulär. Gewitter sind die ganz große Lichtshow des Himmels, sie sehen einfach wunderbar aus. Als ich noch klein war, fiel beim Gewitter öfter einmal der Strom aus, meine Eltern hatten deshalb immer Kerzen bereit liegen, für den Fall, dass man schnell Licht machen musste. 

 

Das hat damals niemanden aufgeregt, man wusste ja, der Strom kommt bald wieder. Angst hatte ich, wie gesagt, keine. Ich habe mich als Kind sehr schnell von der Angst vor dem Gewitter erabschiedet. Man kann Angst auch durchaus leicht stutzen, wenn man sich Mühe gibt. 

guido.tartarotti@kurier.at 

Guido Tartarotti

Über Guido Tartarotti

Guido Tartarotti wurde, ohne vorher um Erlaubnis gefragt worden zu sein, am 23. Mai 1968 zur Mödlinger Welt gebracht. Seine Eltern sind Lehrer, und das prägte ihn: Im anerzogenen Wunsch, stets korrekt und dialektfrei zu sprechen, glaubte er bis in die Pubertät, Vösendorf heiße eigentlich Felsendorf. Das Gymnasium Perchtoldsdorf, wo es damals u. a. eine strenge Einbahnregelung für die Stiegenhäuser gab, verzichtete nach einigen Verhaltensoriginalitäten seinerseits nach der fünften Klasse auf seine weitere Mitarbeit. Also maturierte er in der AHS Mödling-Keimgasse. 1990 begann er in der KURIER-Chronikredaktion. 1994 wurde er Leiter der Medienredaktion, ein Jahr darauf auch der Kulturredaktion. Beide Positionen legte er 2004 zurück, um wieder mehr Zeit zum Schreiben zu haben.

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