Guidos Kolumne: Vom Cowboy-Trauma bis zur Wasserleiche
Über Kindheitstraumata, Faschingskatastrophen und warum ein unbewaffneter Cowboy keine Chance hatte.
Im ORF-Teletext war unlängst zu lesen: „Wasserleiche in Wien – Festnahme“. Die arme Wasserleiche, sie wird auch noch eingesperrt. Das sollte man einer Wasserleiche nicht antun, die ist schon gestraft genug.
Als ich das las, musste ich an den Fasching denken, der demnächst wieder beginnt. Der Fasching war für mich immer eine problematische Zeit. Als ich ein Kind war, wurde der Fasching stets zum Wettbewerb: Wer hat das beste Kostüm? Wobei die Burschen alle als Cowboy gingen – wir sagten damals „Käubö“ dazu – und die Mädchen als Prinzessin. Ganz ideenreiche Mitschüler gingen als Fliegenpilz oder Marienkäfer, wobei nicht immer ganz klar war, wer war das eine und wer das andere?
Als Cowboy zu gehen, kam für mich nicht in Frage, denn ich durfte keinen Spielzeugrevolver besitzen (meine Eltern waren überzeugte Pazifisten), und ein unbewaffneter Cowboy galt damals als lächerlich. Einmal wollte ich als Robin Hood gehen, meine Mutter besorgte mir dafür einen Federhut, damit sah ich aus wie eine Blumenverkäuferin in einer Nestroy-Inszenierung der Josefstadt anno 1970. Ich machte, dazu passend, ein Mords-Theater und weigerte mich, auf das Faschingsfest zu gehen, am Ende weinten meine Mutter und ich.
Im Jahr darauf kam ich auf die Idee, als Odysseus zu gehen. Ich dachte damals, Odysseus sieht aus wie ich: Schnürlsamthose, Niki-Pullover und Krankenhausbrille. Meine Eltern lachten sich schief über meinen Einfall, und wieder flossen Tränen.
Als ich 14 war, beschloss ich, mich als Keith Richards zu verkleiden: zerrissene Jeans, schwarze Stiefel, blass geschminktes Gesicht und grau gefärbte Haare. Eine Mitschülerin sah mich und sagte: „Ah, du gehst als Wasserleiche“. Und ich weinte nicht, aber fast.
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