
Guidos Kolumne: Eine Hommage an die eigene Mutter
Über die eigene Mama, Jugendlichkeit, Lebensfreude, Rolling Stones und die furchtlose Lust aufs Reisen.
Heute möchte ich meine Mutter feiern. Sie hat nicht Geburtstag, und es ist auch eindeutig nicht Muttertag. Trotzdem finde ich, es ist ein guter Tag dafür.
Meine Mutter ist 78 Jahre alt, aber sie sieht so aus, dass viele, die 20 Jahre jünger sind, vor Neid ganz grün werden. Sie ist unbesiegbar jung geblieben. Sollte es mir gelingen, mit 78 so jung zu sein, kann ich mich glücklich schätzen. Meine Mutter ist fit, kerngesund und strahlt von innen heraus. Das kommt von ihrer unschlagbaren Freude am Leben. Als Kind habe ich mich bei ihr wunderbar geborgen gefühlt.
Eine meiner frühesten Erinnerungen ist diese: Wir sind auf einer Wiese nahe dem Hinterbrühler Friedhof. Meine Mutter liegt unter einem Baum und lernt für ihre Prüfungen an der Uni, ich spiele mit Holzstückchen. Das klingt nicht wahnsinnig spektakulär, aber ich weiß noch, dass es der perfekte Moment war.
Jahre später hat mich meine Mutter auf mein erstes Rolling-Stones-Konzert begleitet. Wir hatten Karten für die Tribüne. Während ich brav sitzen blieb, ist meine Mutter auf den Rasen geklettert und vor die Bühne gegangen. Sie war nach dem Konzert so ehrlich, mir zu sagen, dass sie das Konzert furchtbar fand.
Später hat sie mich mit ihrer Liebe zum Theater angesteckt. Ich habe in ihrer Theatergruppe gespielt, sie war so nett, mich zu loben, aber diesmal war ich ehrlich genug, mir zu sagen, dass ich völlig untalentiert war. Das hinderte mich aber nicht daran, später privat und beruflich so oft wie möglich ins Theater zu gehen. Meine Mutter reist für ihr Leben gern an die ungewöhnlichsten Orte dieser Welt, furchtlos und unerschrocken. Und wenn einmal Reisen zum Mond möglich sind, wird sie sicher dort hinfahren. Ich würde es ihr gönnen.
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