Ein Porträt von Guido Tartarotti.

Guido Tartarottis "Über Leben": Meine erste Ente

Eine mintgrüne Ente, zwei CV und warum er heute lieber zu Fuß oder mit der Vespa unterwegs ist.

Mein erstes Auto war ein 2 CV, also eine Ente. Das war für mich schön, denn meine Eltern hatten mit 20 Jahren auch Enten gefahren. Aber eigentlich wollte ich gar kein Auto. 

Ich sah nicht ein, warum man so etwas besitzen sollte. Aber mein Großvater fand, ein Mann brauche ein Auto, und er wollte mir eines schenken. Und einem geschenkten Auto schaut man nicht ins Maul, sozusagen. Er kaufte mir eine Ente um 30.000 Schilling, sie war mintgrün, was ich entsetzlich fand. Aber sie trug mich weit, bis Tirol und sogar Köln. Sie fuhr nur 90 Kilometer in der Stunde, aber das verlässlich. In ihr erlebte ich viel, nicht alles davon war jugendfrei. 

 Nach zwei Jahren gab die Ente den Geist auf, der Boden war durchgerostet. Heute habe ich gar kein Auto mehr. Der Besitz eines Autos ist mir zu teuer und zu umweltfeindlich. Ich habe ein Auto noch nie vermisst. Ich spare Zeit, Geld und Nerven. Ich fahre stattdessen eine Vespa, das reicht mir. Ich habe nie verstanden, warum man ein Auto braucht. Um andere Menschen zu beeindrucken? Ich verstehe es nicht, es sei denn, man muss beruflich viel fahren. Aber meine Ente würde ich gern noch einmal fahren. 

Ich fand die Langsamkeit der Bewegung angenehm. Ich bewege mich gerne gemächlich, das gefällt mir gut. Am liebsten gehe ich heute zu Fuß, für das Radfahren fehlt mir das Talent, ich schwitze dabei sofort und werde unansehnlich. Ich bleibe lieber trocken. Habe ich es eilig, nehme ich die Vespa oder die Öffis. Das reicht mir. Damit erspare ich mir die mühsame Parkplatzsuche und den Stau. Mit der Vespa fährt man einfach am Stau vorbei, ganz geschmeidig. Man kommt überall problemlos hin. Ich möchte nie wieder ein Auto besitzen, sicher nicht. Höchstens meine grüne Ente.


guido.tartarotti@kurier.at 

Guido Tartarotti

Über Guido Tartarotti

Guido Tartarotti wurde, ohne vorher um Erlaubnis gefragt worden zu sein, am 23. Mai 1968 zur Mödlinger Welt gebracht. Seine Eltern sind Lehrer, und das prägte ihn: Im anerzogenen Wunsch, stets korrekt und dialektfrei zu sprechen, glaubte er bis in die Pubertät, Vösendorf heiße eigentlich Felsendorf. Das Gymnasium Perchtoldsdorf, wo es damals u. a. eine strenge Einbahnregelung für die Stiegenhäuser gab, verzichtete nach einigen Verhaltensoriginalitäten seinerseits nach der fünften Klasse auf seine weitere Mitarbeit. Also maturierte er in der AHS Mödling-Keimgasse. 1990 begann er in der KURIER-Chronikredaktion. 1994 wurde er Leiter der Medienredaktion, ein Jahr darauf auch der Kulturredaktion. Beide Positionen legte er 2004 zurück, um wieder mehr Zeit zum Schreiben zu haben.

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