Gästebuch 2020

28 Tage sollen Gastronomen die Daten ihrer Gäste aufbewahren. "Gästebuch" ist dafür vielleicht nicht der richtige Ausdruck.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Das Gästebuch, früher Endlager für holprige Reime, soll zur Datenbank werden. Im Sinne eines „effizienten Kontaktpersonen-Managements“ (so der Gesundheitsminister) ist es kein skurriles Stammbuch mehr, sondern eher ein Stammdatenbuch. „Ich schreib nur meinen Namen hin, weil ich ziemlich schreibfaul bin“, wird nicht mehr reichen.

Es genügt auch nicht, weinselig zu schleimen und sich aus der Affäre zu reimen: „Das Essen war reichlich, der Wein unvergleichlich“, schmeichelt zwar dem Wirten, trotzdem muss dieser sagen: „Und Ihr Telefon?“ Der Gast: „I glaub’, i krieg’ a Aversion!“ Der Wirt: „Und dann auch Ihre Anschrift, bitte!“ Der Gast: „Was ist das denn für eine Sitte? Ich spür’, ich kipp’ aus meiner Mitte.“ Der Wirt: „Und jetzt noch alle Mailadressen!“ Der Gast: „Schön langsam wird’s hier echt vermessen. Ich wollte einfach nur was essen.“

Doch selbst wenn man sich um Kopf und Kragen reimt, genügt das fürs Gästebuch 2020 nicht. Denn der gläserne Gast ist nicht länger der, der die meisten Gläser leert.

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