Vea Kaiser.

Vea Kaisers Kolumne: Wie man von A nach B kommt

Über die Bedeutung gemeinsam getroffener Entscheidungen auf gemeinsam unternommenen Reisen

Keine Sorge! Ich verschone Sie mit Schilderungen des blauen Meeres Kalabriens und der herrlichen Fischküche Neapels. Unser Urlaubsbericht ist nämlich ein Lehrstück über die Bedeutung des Miteinanders. Es war einmal ein überarbeitetes Ehepaar, das mit seinen Kleinkindern nach Italien reisen wollte.

Ohne sich mit dem Mann zu besprechen, buchte die Frau einen Hinflug nach A, recherchierte den Zug von A nach B und buchte den Rückflug von B. In A angekommen, organisierte der Ehemann ohne Konsultation der Ehefrau einen Mietwagen. Sie wunderte sich, warum das Auto zwei Tankdeckel hatte, doch er wollte für seine Spontanität gelobt werden.

Sie beklagte sich nicht, sechs von sieben Stunden Autofahrt von A nach B auf dem Rücksitz Lego bauend verbringen zu müssen – obwohl der Zug nur drei Stunden gefahren wäre –, sondern übergab sich zwischendurch leise. Als der Aufenthalt in B zu Ende ging, beschäftigte die Frau die Kinder auf dem Parkplatz der Autorückgabe 90 Minuten lang, bis der Mann zurückkam und in eine epische Schimpftirade verfiel: Man hatte ihm bei der Abholung des Mietwagens in A vorenthalten, dass dieses Auto ein Hybrid sei, und ihm weder Ladekabel noch Ladekarte ausgehändigt, die bei der Rückgabestation in B nun von ihm eingefordert wurden. Die Frau beschwerte sich nicht über den Sprint durch den Flughafen mit zwei übellaunigen Kleinkindern.

Tagelang lauschte sie stumm den Klagen des Mannes darüber, ausgerechnet in der süditalienischen Heimat so vera*** worden zu sein. Erst als eine vierstellige Rechnung eintrudelte, die vom Gemeinschaftskonto abgebucht werden würde, sagte die Frau: "Können wir die nächste gemeinsame Reise bitte von Anfang bis Ende gemeinsam buchen?" Und der Mann antwortete: "Ja".

Vea Kaiser

Über Vea Kaiser

Vea Kaiser ist die Autorin der Nr.1-Bestseller „Blasmusikpop“, „Makarionissi“ und „Rückwärtswalzer“. Ihre Bücher wurden vielfach preisgekrönt und in mehrere Sprachen übersetzt. Die studierte Altphilologin lebt mit Familie am Wiener Stadtrand und schreibt für die freizeit die wöchentliche Kolumne „Fabelhafte Welt“.

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