Das Werben des ORF um den Fußball ist logisch und gefährlich

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In Zeiten von staatlichen Zuschüssen wie Kurzarbeit wirft ein Millionenangebot für die Bundesliga berechtigte Fragen auf.
Philipp Albrechtsberger

Philipp Albrechtsberger

Es ist für den ORF natürlich verlockend. Ausgewählte Spiele der Fußball-Bundesliga, sofern sie ihre Saison fortsetzt, in das frei empfangbare Fernsehen zurückzuholen, ist auf lange Sicht womöglich eine einmalige Chance. Vereine wie Liga dürften nichts gegen einen solchen Deal haben, im Gegenteil: In den Verhandlungen mit bestehenden und künftigen Geldgebern könnte die Aussicht auf die höchsten Einschaltziffern seit Jahren bares Geld wert sein.

Unklar ist jedoch, welchen nachhaltigen Eindruck eine Vielzahl von Spielen vor leeren Rängen beim Publikum hinterlässt. In einer nach Normalität ringenden Gesellschaft könnten 90 Minuten Rapid gegen Hartberg aber womöglich schon für den ultimativen Kick gehalten werden.

Wirtschaftlich ist das Vorgehen des ORF nachvollziehbar. Moralisch wirft es in der aktuellen Situation Fragen auf. Ist es als öffentlich-rechtliche Anstalt vertretbar, für ein bisschen Fußball ein Millionenangebot abzugeben und gleichzeitig Hunderte Mitarbeiter in die vom Steuerzahler massiv subventionierte Kurzarbeit zu schicken? Unmöglich auf den ersten Blick. Dagegen argumentieren ließe sich: Mit der Fußball-Quote wird mittelfristig das teure (journalistische) Programm finanziert. Wollen wir es hoffen!

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