So viel Gefühl auf rotem Samt: Eine kleine Typologie des Kinopublikums

Im Kinosaal
Das Kino ist ein Ort, an dem sich jede Menge unterschiedliche Persönlichkeiten in engen Reihen zu einer temporären Schicksalsgemeinschaft zusammenfinden. Je nach Filmauswahl hat das manchmal eine ganz eigene Dynamik.
Kürzlich in einem Kino in Oberösterreich: Auf der Leinwand war unter anderem Nicole Kidman in „Babygirl“ zu sehen, eine Produktion, die die Gemüter erhitzt und zu der die Meinungen weit auseinanderklaffen. An dieser Stelle geht es um die Menschen im Kinosaal.
In der Reihe vor uns vier junge Männer Mitte 20, die sich mit der ersten Szene (die Hauptdarstellerin hat/spielt einen Orgasmus) – freundlich ausgedrückt – schwertun. Sie müssen viel lachen, laut darüber diskutieren, was sie gerade sehen, brauchen das offenbar zur Verarbeitung. Nervig. Irgendwann schlage ich vor, einfach den Saal zu verlassen, wenn die (inhaltliche) Überforderung zu groß ist. Sie versichern glaubhaft, dass sie das ab sofort hinkriegen. Genial.
Die Besetzer & die Diskutierer
Zur Kategorie der „Alles-Diskutierer“ kommen noch ein paar andere dazu: Da gibt es jene, die sämtlichen Essensvorrat schon lange vor Filmstart aufgegessen haben: „die Staubsauger“. Die „Kino-Nerds“ bleiben wirklich so lange sitzen, bis die Leinwand wieder schwarz ist. Sie müssen ja wissen, wer die dritte Lampe von links angeknipst hat, wer die Genehmigungen eingeholt und das Buffet für die Filmcrew ausgerichtet hat.
Jene, die kurzerhand alle Lehnen links, rechts, vorne und hinten mit Taschen und Jacken okkupieren, sind „die Besetzer“ (die raufen übrigens auch gerne unter Ellbogeneinsatz um die Armablage) und dann gibt es noch „die Emotionskanonen“: Die weinen, lachen, schnaufen, schimpfen oder erschrecken sich für den ganzen Saal gut hörbar mit. Na, wen habe ich vergessen und zu welcher Kategorie zählen Sie sich selbst?
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