"Als ich endlich ankam, wurde ich von vielen verschiedenen Gefühlen überrollt: Wut, Angst, Stolz, Traurigkeit, Genugtuung und auch Freude", schildert Cirera Izquierdo seine Ankunft mit dem Rad im Konzentrationslager.
Filmteam als Begleitung
Bei seiner Reise wurde er von einem Filmteam begleitet, die katalanische Regierung unterstützte das Projekt und arbeitete in Österreich eng mit dem Unterstützungsverein "Bewusstseinsregion Mauthausen - Gusen - St. Georgen" zusammen. Regisseur Eloy Calvo Campos fügte die Aufnahmen schließlich zum Dokumentarfilm "Carretera a Gusen" ("Weg nach Gusen", Katalanisch mit deutschen Untertiteln) zusammen. Die Verantwortlichen samt dem Hauptprotagonisten befinden sich derzeit in Oberösterreich.
Kurz zur Geschichte des Großvaters Félix Izquierdo García: Im spanischen Bürgerkrieg musste er als Republikaner ins Exil flüchten, er war einer von vielen Widerstandskämpfern gegen das Franco-Regime und landete in Frankreich. Dort wurde er von den Nazis gefangengenommen und nach Österreich deportiert. Er war in den Lagern Mauthausen und Gusen interniert, in letzterem wurde er schließlich ermordet.
Besessen davon, herauszufinden, wer sein Großvater war und welchen Weg er gegangen ist, hat Àlex Nachforschungen angestellt und Informationen über Félix gesammelt. Er hat sogar Briefe entdeckt, die während seines Exils in Frankreich verschickt wurden. Mit diesen und anderen historischen Daten hat er die Route seines Großvaters rekonstruiert, seit dieser 1939 ins Exil ging, bis zu dem Ort, an dem er ermordet wurde: das Konzentrationslager Gusen.
2.000 Kilometer in 17 Tagen
Àlex Cirera legte mit seinem Fahrrad den Weg zurück, den sein Großvater vor 80 Jahren gegangen ist. "Ich habe von der Vorbereitung auf die Fahrt bis zur Ankunft 14 Kilo an Gewicht verloren, 17 Tage brauchte ich für die rund 2.000 Kilometer", schildert der Katalane die körperlichen Strapazen. Er habe das Fahrrad als Fortbewegungsmittel gewählt, weil Radfahren zum einen sein Hobby sei und zum anderen viele Möglichkeiten zum Beobachten und Nachdenken unterwegs biete.
Diese Reise war für den Vater zweier Kinder eine Möglichkeit, sich seinem Großvater zu "nähern", sein Gedenken aufrechtzuerhalten und zu zeigen, dass es auch nach so vielen Jahren noch versteckte Familiengeschichten gibt, die durch den Spanischen Bürgerkrieg, das Exil und die lange Franco-Diktatur entstanden sind.
"NS-Zeit nicht vergessen"
"Uns ist es wichtig, dass die Geschichte der NS-Zeit nicht vergessen wird, auch Schülerinnen und Schüler werden diesen Film sehen", betont Andrea Wahl die Wichtigkeit des Projekts. Sie ist Geschäftsführerin des Vereins "Bewusstseinsregion Mauthausen - Gusen - St. Georgen".
Was konnte Àlex Cirera Izquierdo von seiner Reise in seine Familiengeschichte mitnehmen? "Diese Erfahrung war so wichtig für mich, weil ich so das versteckte Trauma von Exil, Deportation und Mord in unserer Familie aufarbeiten konnte."
Und er schließt mit einer Warnung: "Viele junge Menschen sympathisieren heutzutage mit politisch rechts gerichteten Parteien, vor allem, weil ihnen das Wissen um unsere Geschichte fehlt. Wir müssen diesem Trend entgegenwirken."
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