Die unerklärliche Reise der Jausenbox - ein Drama in vielen Akten

Jausenbox
Nach ein paar Wochen bekommt sie Beine und stinkt: Wieso schaffen es Jausenboxen nach einem Schultag nie zurück in die Küche?
Claudia Stelzel-Pröll

Claudia Stelzel-Pröll

Im Haushalt von Familien existiert ein Gegenstand, der sinnbildlich für das tägliche Alltagschaos steht. Begrüßen Sie mit Trommelwirbel und Fanfaren: die Jausenbox.

Jeden Morgen wandert sie prall gefüllt in die Schultasche, jeden Nachmittag kommt sie dort nicht wieder heraus. Es ist wie ein ungeschriebenes Gesetz: Die Dinger verlassen ihre Aufbewahrungsorte niemals durch Kinderhand, das ist offenbar streng verboten.

Auch nach mehrmaliger Aufforderung verbleiben sie im Dunkel des Rucksacks. Auch nach der Androhung von Konsequenzen (Wer die Box nicht ausräumt, bekommt morgen keine frische Jause.). Wenn die Lästigkeit der Eltern unerträglich wird, geschieht vielleicht ein Wunder und die Box erscheint in der Küche. Aber dort müssten sich wohl alle Sauberkeits- und Ordnungsgötter des Universums zusammentun, um sie auch noch in den Geschirrspüler zu befördern.

Es wird ekelig

Manche Exemplare, die besonders gut versteckt sind und erst nach Wochen wieder auftauchen, bekommen Beine, vermehren oder zersetzen den Inhalt, sie stinken und sind nicht mehr zu gebrauchen.

Es ist unerklärlich, wieso das Ausräumen der Jausenbox an Anstrengung offenbar knapp hinter der Besteigung des Mount Everest und der Verfassung einer Masterarbeit in Physik zum Thema „Oberflächensensitive Schichtabscheidung für integrierte resistive Speicher“ rangiert.

Das Gewürgs um die verschwundenen Boxen ist nervig (wer hat schon 14 Exemplare pro Kind zur Hand?). Was es auch ist: banal. Deswegen denke ich jetzt immer an einen Spruch, der Elternschaft entspannter machen kann: Choose your battles (wähle deine Kämpfe – Ergänzung: weise, denn es gibt genug davon). Jener um die Rückkehr der Jausenboxen hat aktuell keine Priorität. Ich geh’ dann mal suchen.

Kommentare