Gespräche mit Kindern: Tabu ist nur, was wir zum Tabu machen

Gespräche mit Kindern:  Tabu ist nur, was wir zum Tabu machen
Tod, Trauer, Krieg und Babys: Kinder fragen unverblümt und ungefiltert, was sie interessiert. Wie reagieren wir Erwachsenen darauf?
Claudia Stelzel-Pröll

Claudia Stelzel-Pröll

Wie kommen die Babys in den Bauch? Es hat erstaunlich lange – jedenfalls länger als bei den beiden älteren Schwestern – gedauert, bis die Frage kam: Unsere jüngste Tochter wollte wissen, wie ein neuer Mensch entsteht.

Vor fast zehn Jahren erwischte mich die Älteste mit dieser Frage unvorbereitet. Ich vertröstete sie, weil ich keinen Blödsinn schwafeln wollte. Dann besorgte ich ein altersentsprechendes Buch, wir setzen uns gemütlich zusammen, ich las vor, erklärte genauer, was sie wissen wollte. Kein Spuk, kein Hokuspokus, keine große Sache.

Aus dem Bauch heraus

Tabuthemen gibt es bei Kindern sowieso nicht. Sie fragen, wenn sie etwas interessiert – meistens völlig unverblümt, ungefiltert und aus dem Bauch heraus. Sie hören viel, lesen (so sie das schon können) mit und beobachten uns Erwachsene ganz genau.

Diese Direktheit kann kurz wehtun, einschüchtern oder sogar stumm machen: Was passiert nach dem Tod? Sind wir arm oder reich? Was ist die Periode und warum hast du die jedes Monat? Habt ihr gerade Streit? Wie kommt das Baby dann auf die Welt? Warum bist du heute so schlecht gelaunt? Was sind Atombomben? Und wieso gibt es Krieg?

Gegenfragen stellen

Hui, da geht es teilweise um die großen Lebensthemen. Ich habe festgestellt, dass nicht viel schiefgehen kann, wenn wir als Vertrauenspersonen klar und direkt genau auf das reagieren, was gefragt wird. Nicht mehr Information, aber auch nicht weniger.

Was auch funktioniert (und noch dazu sehr spannend ist): Gegenfragen stellen. Auf „Was passiert nach dem Tod?“ könnte kommen: „Was denkst du, dass dann passiert?“.

Auf manche Fragen haben wir keine befriedigenden oder gar keine Antworten: Auch das darf und soll genauso kommuniziert werden. Nicht selten höre ich dann allerdings: „Mama, google das bitte!“.

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