Kaninchenköpfe sind in Sichuan beliebter Snack

Zuerst den Schädel knacken, dann das Hirn schlürfen – die Gäste in dem Restaurant in Sichuan sind mit Hingabe bei der Sache. Auf dem Teller liegen Kaninchenköpfe in scharfer Sauce, mit ihren Augenhöhlen und den vorstehenden Schneidezähnen sind sie gut zu erkennen. Was anderswo im Mistkübel endet, ist im Südwesten Chinas eine Delikatesse und so begehrt, dass sie sogar aus Europa importiert wird.
"Das Beste ist die Zunge – zart und schmackhaft."
"Wenn die Leute in Sichuan nicht täglich scharf essen, sind sie unglücklich", lacht Ma. Die Mittzwanzigerin sitzt im Restaurant "Shuangliu Laoma Tutou" (Kaninchenköpfe nach Mutters Art) in der Provinzhauptstadt Chengdu und genießt ihr Menü. "Ich esse das mindestens einmal pro Woche. Das Beste ist die Zunge – zart und schmackhaft." Mit Plastikhandschuhen brechen Dutzende Gäste die zarten Schädel auf, knabbern an den Bäckchen, saugen mit Begeisterungsrufen das Hirn aus.
500 Millionen Kaninchenköpfe im Jahr

Sogar als abendlicher Imbiss auf den Straßen Chengdus sind die feurig gewürzten Schädel allgegenwärtig – zahllose Imbissstände im Zentrum verkaufen sie als Snack zum Bier.
Chefkoch Yin Dingjun erklärt die Zubereitung: Demnach müssen die Kaninchen, bevor sie ausgenommen werden, erst ausbluten. Erst dann werde der Kopf einige Stunden mariniert, sagt er.
Kaninchen ist das Haustier der Mondgöttin

Zudem sei die Haptik in Sichuan Teil des Vergnügens: "Die Leute reißen die Knochen ab und saugen sie aus, ziehen das Fleisch mit Fingern und Zähnen ab".
Chinas größter Produzent von Kaninchenfleisch, Hage, verkauft nach Angaben seines stellvertretenden Geschäftsführers Rong Lipeng mehr als acht Millionen Kaninchenköpfe jährlich. Da die chinesischen Züchter die enorme Nachfrage nicht mehr bedienen können, müsse Hage fast 20 Prozent aus Europa einführen, vor allem aus Italien und Frankreich.
Europa liefert Schlachtabfälle nach China
2014 exportierte Frankreich nach offiziellen Angaben 166 Tonnen Kaninchenfleisch und -Schlachtabfälle nach China. Auch Entenschnäbel, Hühnerfüße oder Kutteln gelten in manchen Regionen Chinas als Delikatessen, und allein aus den USA importierte die Volksrepublik im Jahr 2014 Hühnerfüße im Wert von umgerechnet gut 152 Millionen Euro.
Rong zufolge sind die Köpfe der kleinen Kaninchen gesund, weil sie wenig Fleisch enthalten. "Doch viele Leute außerhalb unserer Provinz trauen sich nicht, sie zu probieren", räumt er ein – "sie sehen doch ziemlich furchteinflößend aus."
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