Viel Lärm um nichts: Corona-Razzia in Club wegen Livestream

Symbolbild
Nachbarin schlug wegen "Rave mit 200 Personen" Alarm. Das passierte, als Beamte das Lokal in Berlin umstellten.

Ein Bass, der laut aus dem bekannten Techno-Club Magdalena dröhnte, der wegen Corona eigentlich geschlossen sein sollte. Eine Frau, die per Notruf die Polizei alarmierte. Sie verfolge gerade auf Facebook eine Tanzveranstaltung für elektronische Musik. Und im Lokal seien bis zu 200 Menschen. 

Ein Großaufgebot an Beamten rückte aus. Polizisten aus mehreren Stadtteilen wurden zusammengezogen und umstellten vor ein paar Tagen das Gebäude in Friedrichshain, wie u. a. die Berliner Zeitung berichtete. Man war für potenziell flüchtende Party-Menschen gerüstet.

Sie klingelten an, niemand öffnete, die Musik wummerte weiter. Ein Blick ins Fenster blieb ergebnislos. Tanzwütige Raver konnten die Polizisten nicht entdecken. Nach einiger Zeit öffnete sich die Tür. Ein Verantwortlicher führte die Exekutive ins Innere des Clubs. Statt schwitzender Menschen und eines ruchlosen Treibens entdeckten sie dort: nichts. Zumindest fast nichts. Bei der Party handelte es sich um eine Livestream-Veranstaltung. DJs schickten vom Pult ihre Sounds übers Internet in die Partywelt. Der Nachfolger-Club des legendären Maria am Ostbahnhof wollte seinen 9. Geburtstag zumindest ein bisschen feiern. Die angeblich 200 Gäste vor Ort gab es nicht, sie waren lediglich Online-Zuschauer.

Sperrstunde

"Die Polizei zog nach der Erfüllung ihrer Pflicht wieder ab. Wann die Anruferin und die letzten Gäste gingen, wurde nicht bekannt", schrieb die Berliner Zeitung auf ihrer Homepage.

Viel Lärm um nichts: Corona-Razzia in Club wegen Livestream

Der Club ist in dem Gebäude in Berlin-Friedrichshain untergebracht.

Berlin zieht in Nicht-Corona-Zeiten Nachtschwärmer aus der ganzen Welt an. Die Clubs rechnen bei einem Neustart nach der Corona-Krise mit einer längeren Anlaufphase. „Wir sind die Ersten, die geschlossen wurden, und wir sind die Letzten, die wieder öffnen dürfen“, sagte Club-Betreiberin Pamela Schobeß („Gretchen“), die auch für die Szene spricht, der Deutschen Presse-Agentur. „Wir wissen überhaupt nicht, wann es weitergeht und wie es weitergeht.“

Voller Partybetrieb erst ab Ende 2022

Konzerte brauchten Vorlauf, so Schobeß. Die Touristen werden demnach erst nach und nach wiederkommen. Und: „Sehr viele Leute werden weniger Geld fürs Ausgehen haben.“ Laut Schobeß werden die Auftritte von DJs und Musikern von diesem März bereits auf den März 2022 verschoben. Und bis das Nachtleben wieder wie vor der Krise ist, könnte es bis Ende 2022 dauern. Die Clubs in Deutschland sind seit März 2020 mehr oder weniger in der Zwangspause.

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